"Wir sind jetzt auch beim Fahrrad Helfer in der Not"

Thomas Reynartz leitet die ADAC Pannenhilfe
Thomas Reynartz leitet die ADAC Pannenhilfe© ADAC/Stefanie Aumiller

Thomas Reynartz leitet die ADAC Pannenhilfe. Im Interview erklärt er, warum die Pannenhelferinnen und Pannenhelfer jetzt auch Fahrradschläuche flicken und kaputte Ketten reparieren.

ADAC Redaktion: Können Sie selbst Fahrräder reparieren?

Thomas Reynartz: Einen Fahrradschlauch kann ich flicken, beim Kettenschloss wird’s schon schwieriger. Eigentlich habe ich zwei linke Hände.

Wie sind Sie darauf gekommen, dass der ADAC auch Fahrradfahrenden Pannenhilfe leisten sollte?

Der Trend zum Zweirad, zum E-Bike hat sich in den letzten Jahren weiter verstärkt, so kam das auf unsere Agenda. Außerdem machen das unsere Partnerclubs in Holland und Österreich auch schon. Die Umsetzung ging dann relativ schnell, von der Entscheidung bis zum Start des Testlaufs in Berlin und Brandenburg hat es nur sechs Monate gedauert.

Mussten Sie viel Überzeugungsarbeit leisten?

Am Anfang gab es einige, die gesagt haben: Ich bin doch Mechatroniker, ich repariere Autos! Aber die Resonanz beim Testlauf war äußerst positiv, und jetzt haben wir eine ganz breite Akzeptanz bei den Gelben Engeln.

Wie haben Sie die Pannenhelferinnen und Pannenhelfer auf den neuen Service vorbereitet?

Wir haben alle Kolleginnen und Kollegen geschult. Denn man braucht schon ein paar Kniffe und ein bisschen Übung, um zu wissen, wo man hinfassen muss. Bei den Kursen haben wir besonders auf die häufigsten Pannen geachtet, also auf platte Reifen und Probleme mit der Kette.

Wurden die Pannenhilfe-Autos umgebaut?

Nein. Bei den Straßenwachtfahrzeugen geht es vor allem ums Gewicht, da sind wir immer am Limit. Deshalb mussten wir erst mal herausfinden, was wir an zusätzlichem Werkzeug und Materialien brauchen, um optimal helfen zu können. Wir haben jetzt auch einen Fahrradständer dabei, der sowohl leicht als auch montierbar ist, damit wir die Räder direkt vor Ort reparieren können.

Werden Fahrräder auch abgeschleppt?

Ja, aber nicht mit dem Pannenhilfe-Wagen, der wäre dann überladen. Kann das Rad nicht vor Ort repariert werden, muss ein Abschleppwagen kommen. Alternativ rufen wir auch ein Großraumtaxi, wenn das praktikabler erscheint.

Müssen Mitglieder mit Autopannen jetzt länger warten?

Nein. Wegen der Fahrrad-Pannenhilfe wird kein Autofahrer länger auf den ADAC warten müssen. Wir werden unsere Kapazitäten so aufstellen, dass wir bestmöglich Hilfe leisten können. Sowohl mit unseren Straßenwachtfahrerinnen und Straßenwachtfahrern als auch gemeinsam mit unseren leistungsfähigen ADAC Mobilitätspartnern.

Sind Radfahrer ungeduldiger oder entspannter als Autofahrer mit Panne?

Das kann man nicht pauschal sagen. Aber was wir an den Einsatzzeiten sehen: Die sind länger als beim Auto, da steckt natürlich gerade zu Beginn dieser neuen Leistung viel Kommunikation drin – die Leute haben einfach viele Fragen rund um unser neues Angebot. Dass sich der ADAC als „Automobilclub“ jetzt auch um Fahrräder kümmert – das überrascht doch viele! Und wir werden als sehr innovativ gesehen.

Welche Rückmeldungen bekommen Sie zum neuen Service?

Durchweg positiv. Man kann nicht weiterfahren, und dann ist der ADAC da! Wir sind jetzt auch beim Fahrrad der Helfer in der Not.



Die Fahrrad-Pannenhilfe ist gerade gestartet. Waren Sie nervös?

Nervös wäre das falsche Wort. Positiv aufgeregt trifft es besser. Wir sind gut vorbereitet, die ersten Einsätze haben schon stattgefunden, und alles hat sehr gut geklappt.

Wird es nächstes Jahr auch eine Fahrradpannen-Bilanz geben, so wie fürs Auto?

Wir müssen erst mal das Fahrrad in unseren Systemen unterbringen. Das klingt einfach, ist aber eine echte Herausforderung, schließlich waren bislang alle Meldesysteme aufs Auto ausgerichtet. Fahrradmarke, Modell, Schaltwerk – das gibt es noch gar nicht in unseren Systemen. Außerdem hängen 75 Prozent der Pannen mit einem plattem Reifen zusammen – da müsste man also erst mal aussortieren, was wirklich am Fahrrad selbst liegt. Aber eines Tages – warum nicht.