Interview mit Hygiene-Expertin: Corona-Schutz im Auto und ÖPNV

Portrait von Dr. Beatrice Grabein
Dr. Béatrice Grabein, Leiterin der Krankenhaushygiene am LMU Klinikum München, gehört zum ADAC Ärztekollegium© Uwe Teifel

In der Corona-Pandemie haben viele Menschen Angst vor einer Ansteckung im öffentlichen Nahverkehr, im Taxi oder im Auto. Im Interview gibt eine Hygiene-Expertin Tipps zum richtigen Schutz vor dem Virus.

Dr. Béatrice Grabein leitet die Abteilung für Klinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene am LMU Klinikum München. Sie ist Mitglied im ADAC Ärztekollegium und beschäftigt sich seit Jahren mit der Frage, wie Pflegepersonal, Ärzte und Patienten in Krankenhäusern vor ansteckenden Krankheiten geschützt werden können. Im ADAC Interview erklärt die Fachärztin für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie, wie man sich unterwegs im öffentlichen Nahverkehr und im Auto vor Corona-Viren schützen kann.

ADAC Redaktion: Bieten Handschuhe einen Schutz vor Infektionen im ÖPNV?

Dr. Béatrice Grabein: Handschuhe halte ich für sehr problematisch. Der Schutz durch sie ist geringer als allgemein angenommen, sie wiegen den Träger in falscher Sicherheit. Auf ihnen sammeln sich nämlich mehr Mikroorganismen als auf regelmäßig gewaschenen Händen, und ins Gesicht fasst man sich auch mit Handschuhen. Und so kann das Virus an die Schleimhäute gelangen. Auch Einmalhandschuhe sind im Alltag nicht hilfreich.

Sollte man Türgriffe und Druckknöpfe in U-Bahn oder Tram besser nicht direkt berühren?

Das Corona-Virus ist potenziell über Oberflächen übertragbar. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass dort eine gefährliche Menge an Erregern haftet, ist nicht hoch. Das ist kein relevantes Risiko, meiner Meinung nach wird es im Vergleich zur Infektionsgefahr durch Tröpfchen und Enge überschätzt. Davor sollten wir uns schützen.

Wo sitzt oder steht man im ÖPNV am besten, um sich vor Corona zu schützen?

Wenn alle dicht gedrängt an der Tür stehen, ist das keine gute Idee. Wo es nicht möglich ist, 1,5 Meter Abstand von anderen zu halten, sollte man versuchen, sich mit dem Gesicht vom Nachbarn abzuwenden. Und die Maske bietet im ÖPNV relevanten Schutz, wenn sie wirklich über Mund und Nase getragen wird.

Wie oft sollte man unterwegs die Hände waschen?

Die alte Regel gilt: Nach dem Klo und vor dem Essen Hände waschen nicht vergessen. Durch die Mund-Nasen-Bedeckung gibt es jetzt aber eine besondere Situation. Denn bevor die Hände die Maske berühren – und natürlich auch danach – sollte man die Hände waschen. Das wäre ideal, ist aber nicht immer zu schaffen.

Deshalb sollte man den Maskenstoff nicht anfassen, sondern die Maske nur an den Gummibändern berühren. Unterwegs kann man die Hände mit einem Desinfektionstuch oder -mittel reinigen. Ansonsten reicht es, die Hände bei der Ankunft am Ziel zu waschen. Wichtig ist eine gute Handpflege, da Risse auf der Haut ein höheres Infektionsrisiko bedeuten.

Worauf muss ich achten, wenn ich Mitfahrer im Auto mitnehme?

Zunächst gilt es natürlich, die aktuellen rechtlichen Regelungen zu beachten. Und aus medizinischer Sicht muss man wissen: Null Risiko gibt es nicht, also ist Risikoabschätzung gefragt. Fahrgemeinschaften mit Menschen, zu denen ich auch sonst Kontakt habe, kann man aufrechterhalten. Man sollte darauf achten, dass alle Mitfahrer, die keine Haushaltsmitglieder sind, Maske tragen. Das gilt auch für Kinder, selbst wenn die meist hinten sitzen. Menschen, die ich nicht kenne, würde ich momentan nicht mitnehmen.

Wie deponiere ich die Maske im Auto am besten?

Im Idealfall setze ich immer eine neue oder frisch gewaschene Maske auf. Ist das nicht möglich, müssen wir uns anders behelfen. Wer allein im Auto unterwegs ist und die Maske deshalb absetzt, sollte eine Kontamination mit Viren vermeiden. Man kann sie z.B. mit der Innenseite nach oben in eine mitgebrachte Plastikschale legen, die man zu Hause abspült. Sinnvoll ist auch ein Desinfektionsmittel im Auto – für die Hände.