Geisterfahrer auf der Autobahn: Falschfahrer sind häufig Senioren
Geisterfahrer auf der Autobahn sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Welche Personengruppen sind am häufigsten als Falschfahrer unterwegs und was sind die Ursachen? Eine Studie gibt Antworten.
Fast die Hälfte der Geisterfahrer ist über 65 Jahre
Viele Falschfahrten werden bewusst begonnen
ADAC: Was zur Vermeidung von Geisterfahrten beitragen kann
Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat im August 2023 eine Studie zu Falschfahrten auf Autobahnen vorgestellt. Untersucht wurden 288 Unfälle aus dem Zeitraum ab 2015, an denen Geisterfahrerinnen und -fahrer beteiligt waren. Dazu hat die UDV unter anderem Schadenakten der Versicherer, Gerichtsprotokolle und Medienberichte ausgewertet.
Geisterfahrer auf der Autobahn sind oft Senioren
Die Studie ergibt, dass mit 48,1 Prozent fast die Hälfte aller Geisterfahrerinnen und Geisterfahrer Personen über 65 Jahre waren. Besonders hoch ist dabei der Anteil der über 75-Jährigen, auf die 41 Prozent aller Falschfahrten entfielen. Demgegenüber machen unter 24-Jährige lediglich 9,1 Prozent der Geisterfahrenden aus.
Lassen sich die Hintergründe für eine Geisterfahrt ermitteln, fällt vor allem bei älteren Menschen der vergleichsweise hohe Anteil von Personen auf, bei denen Verwirrungszustände oder Anzeichen von Demenz erkennbar waren. Bei jüngeren Verkehrsteilnehmenden spielen neben der Alkoholisierung des Fahrers oder der Fahrerin auch Suizidgedanken oder die Flucht vor der Polizei eine größere Rolle.
Viele Falschfahrten werden bewusst begonnen
Die mit Abstand häufigste Aktion, die zu einer Geisterfahrt führt, ist mit 52,1 Prozent die falsche Auffahrt auf eine Autobahn (Anschlussstelle oder Raststätte) sowie ein Wendemanöver im fließenden Verkehr (37,7 Prozent).
Bei 54,1 Prozent der Falschfahrten ließ sich ermitteln, dass diese vom Fahrer oder der Fahrerin unbewusst verursacht wurden. Beachtliche 45,9 Prozent erfolgten jedoch bewusst, darunter fast alle Wendemanöver im fließenden Verkehr. Auch in diesem Zusammenhang fällt auf, dass die Zahl der unbewussten Falschfahrten bei den über 65-Jährigen deutlich höher ist als bei den Jüngeren.
Falschfahrer sind häufig am Wochenende unterwegs
Falschfahrten werden mit 96 Prozent aller Fälle fast ausschließlich durch Pkw verursacht.
Rund die Hälfte aller Falschfahrten hatte eine Länge von weniger als zwei Kilometern, gut 17 Prozent erstreckten sich aber auf eine Länge von über zehn Kilometern.
Knapp 38 Prozent der erfassten Geisterfahrten fanden an den Wochenenden (Samstag oder Sonntag) statt.
Bei den Lichtverhältnissen halten sich Fahrten bei Dunkelheit und Tageslicht in etwa die Waage.
Unfälle durch Falschfahrten: Die komplette Studie
Geisterfahrer: Das sagt der ADAC
Auch wenn Seniorinnen und Senioren überdurchschnittlich an Falschfahrten beteiligt sind, lehnt der ADAC eine Verpflichtung zur Überprüfung der Fahreignung für bestimmte Altersgruppen ab. Zwar kann es mit zunehmendem Alter zu Leistungseinbußen kommen, dennoch ist das Unfallrisiko älterer Autofahrender nicht außergewöhnlich hoch. Freiwillige unterstützende Elemente, wie ein Fahr-Fitness-Check, können aber einen positiven Beitrag zum Erhalt der eigenen Fahrfähigkeiten und zur Verkehrssicherheit leisten.
So tragisch Falschfahrerunfälle im Einzelfall sind, treten sie doch sehr selten auf. Wesentlich häufiger kommt es zu Frontalkollisionen mit entgegenkommenden Fahrzeugen auf Außerortsstraßen ohne Fahrtrichtungstrennung, z.B. im Rahmen von Überholvorgängen, Ablenkung, Verlust der Kontrolle über das Fahrzeug.
Der ADAC appelliert an die Verkehrsteilnehmenden, nicht unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen zu fahren und ihre altersbedingte Fahreignung selbst kritisch zu hinterfragen.
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