Offroad-Pedelecs im ADAC-Test

Sieben Offroad-Pedelecs im ADAC Test ∙ Bild: © ADAC/Test und Technik, Video: © ADAC e.V.

Im Corona-Jahr 2020 wurden 1,95 Millionen Elektrofahrräder in Deutschland verkauft. Darunter auch Offroad-Pedelecs, die sich für Straße und Gelände eignen. Der ADAC hat sieben Modelle dieses Segments getestet. Ergebnis: fünf Mal die Note „gut“, einmal „befriedigend“ und einmal „mangelhaft“.

  • Der ADAC hat sieben Offroad-Pedelecs getestet

  • Testsieger ist ein e-SUV-Fahrrad aus Österreich

  • Reichweitenunterschiede von bis zu 40 km

Die getesteten Modelle mussten ihre Qualitäten in den Kategorien Fahreigenschaften, Handhabung, Qualität der Antriebssysteme, Sicherheit und Haltbarkeit sowie Schadstoffe unter Beweis stellen. Wie beim Test von Elektroautos flossen auch die Reichweite der elektrischen Unterstützung und die Dauer der Akkuladung in das Testergebnis mit ein.

Geländegängige Schwergewichte

Rahmenprüfung bei einem Pedelec
Hanteltraining: Die Rahmen der Offroad-Pedelecs sollten einiges aushalten

© ADAC/Test und Technik

Alle sieben Pedelecs verfügten über die Kombination aus tiefem Einstieg, komfortabler Sitzposition und gutem Fahrverhalten. Offroad-Pedelecs sind sowohl für den Einsatz im urbanen Raum als auch für Fahrten im Gelände geeignet. Nützlich hierfür: Die grobstolligen Reifen der e-SUVs, die denen von E-Mountainbikes ähneln. Teilweise waren die Testkandidaten mit einer Vier-Kolben-Bremsanlage oder einer einstellbaren Sattelstütze ausgestattet.Eine weitere Gemeinsamkeit aller getesteten Fahrräder war das hohe Gewicht: Die sieben Modelle brachten zwischen 26,5 und knapp 30 Kilogramm auf die Waage. Das spürt man beim Tragen über eine Stufe oder im Gelände über eine Wurzel und spätestens beim Befestigen auf dem Fahrradheckträger. Vorausgesetzt, der Hersteller lässt die Befestigung auf dem Fahrradheckträger überhaupt zu. Denn im Falle des Cube ist laut Bedienungsanleitung das Befestigen des Pedelecs auf dem Fahrradheck- oder Dachträger nicht erlaubt. Steht auch der Transport von Kindern im Fokus, sollte man neben dem zulässigen Gesamtgewicht auch die Eignung für Kindertransportsysteme unbedingt vor dem Kauf prüfen. Denn nicht bei allen lässt sich ohne weiteres z.B. die Aufnahme des Kinderfahrradanhängers montieren. Auch Kindersitze sind nicht immer sicher montierbar. Der Hersteller KTM erlaubt beispielsweise keine Montage von Fahrradkindersitzen auf dem Gepäckträger (geltende Regelung in Österreich). Die Zuladung wäre mit 10 kg ohnehin nicht kindersitztauglich.

Ganz vorn im Test landete das Macina Aera von KTM. Das Offroad-Pedelec aus Österreich behauptete sich sowohl auf der Straße als auch im Gelände. Vor allem das agile Fahrverhalten und eine gute Akkuabdeckung überzeugten die Tester. Auch die Reichweite (bei mittlerer Unterstützung) und die Ladedauer waren mit 110 km und 4,25 Stunden hervorragend.

Enorme Unterschiede in der Reichweite

Bei der Reichweite fielen insbesondere die Modelle von Stevens und Kettler negativ auf. Beide sind in der getesteten Konfiguration nur mit einem 500 Wh-Akku ausgestattet, bei den anderen Testkandidaten sind dagegen Akkus mit 625 Wh verbaut. Das spiegelte sich auch bei den Reichweiten wider: So erwies sich das leichtgängige Cube in der Praxis mit knapp 115 Kilometern als Reichweitenkönig im Gegensatz zum schwergängigen Kettler mit nur durchschnittlichen 75 Kilometern Reichweite – das sind ganze 40 Kilometer Unterschied

Negativ fiel das Kettler auch beim Laden auf: Das einzige mit einem Zwei-Ampere-Ladegerät ausgestattete Pedelec benötigt für einen Ladevorgang über sieben Stunden. Die Konkurrenz braucht für eine Vollladung des 625 Wh-Akkus dagegen nur etwas mehr als vier Stunden.

Testergebnis und Einzelbewertungen

Hersteller/ModellPreis in EuroADAC UrteilFahrenSicherheit und VerarbeitungAntriebssystem und MotorHandhabungSchadstoffe in den Griffen und Sattelzum Vergleich hinzufügen
KTM Macina Aera 271 LFC
3899
1,9
1,9
1,3
1,3
2,8
1,0
Bergamont E-Ville SUV
3799
2,0
2,3
1,2
1,6
2,4
1,0
Bulls Ionic EVO 1 27,5+
3349
2,1
2,0
1,4
1,1
3,2
1,0
Cube Nuride Hybrid Exc 625 Allroad
3249
2,2
2,1
2,2
1,3
2,9
1,0
Stevens E-Universe 6.5 FEQ
3499
2,3
2,2
1,4
2,5
2,7
1,0
Kettler Quadriga Town & Country Comp
3899
2,8
2,2
3,5
3,0
2,8
1,0
Conway Cairon SUV 527
3599
5,03
2,2
4,0
1,6
3,0
5,04
  1. 1 · Modell wird mit anderen Akkugrößen angeboten. Zum Zeitpunkt war nur das Modell mit 625 Wh erhältlich.
  2. 2 · Modell wird auch mit anderer Akkugröße angeboten. Ausführung mit 625 Wh liegt über der Preisgrenze der Testauswahl von 4000 Euro.
  3. 3 · Abwertung der Gesamtnote aufgrund von Schadstoffen im Sattel
  4. 4 · Führt zur Abwertung im Gesamturteil

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

© ADAC e.V.

Testverlierer mit Materialermüdung

Conway Pedelec
Beim Pedelec von Conway brach eine Schraube am Lenkervorbau

© ADAC/Test und Technik

In der Haltbarkeitsprüfung legte der ADAC härtere Bedingungen an als die Norm für normale Pedelecs vorsieht. Das Material beim Testverlierer Conway Cairon SUV 527 hielt dem nicht stand: An der Winkelverstellung des Lenkervorbaus brach die Schraube unter dem verschärften Belastungstest. Im realen Betrieb kann das ein Durchsacken des Lenkers und damit erhebliche Unfallgefahr zur Folge haben.

Zusätzlich überschritt das Conway-Bike die Schadstoffgrenzwerte im Sattel, was zu einer Abwertung führte und damit auf das Gesamtergebnis durchschlug.

Tipps und Empfehlungen

Tipps für den Verbraucher

  • Vor dem Kauf eines Pedelecs unbedingt Probefahren und vergleichen: Das Fahrverhalten war bei allen positiv, aber doch sehr unterschiedlich (von gemütlich, über sportlich bis hin zu komfortabel)

  • Grundeinstellungen durch den Fachhändler vornehmen lassen (bei absenkbaren Sattelstützen kann leicht der Seilzug ausgehängt werden)

  • Die erste Probefahrt komplett ohne elektrische Unterstützung durchführen, um ein Gefühl für das Gewicht des Fahrrads inklusive Antrieb zu bekommen

  • Zulässiges Gesamtgewicht prüfen. Bei einem zul. Gesamtgewicht von 130 Kilogramm – und einem Fahrradgewicht von ca. 28 Kilogramm – darf der Fahrer inklusive Bekleidung zwar noch ca. 100 Kilogramm wiegen, der Transport von Gepäck und Kindern sollte aber ggf. mitberücksichtigt werden

  • Beladungsmöglichkeit des Gepäckträgers prüfen. Nicht immer sind Gepäckträger für 25 Kilogramm ausgelegt und für die Kindersitzmontage freigegeben

  • Montagemöglichkeit von Kindersitz- oder Kinderfahrradanhänger vorab prüfen (bestenfalls ein vorhandenes System zum Fachhändler mitnehmen)

  • Helm tragen, auch wenn bei E-Bikes keine Pflicht dazu besteht

Empfehlungen an die Hersteller

  • Wenn mit Offroad-Eigenschaften geworben wird, müssen Bauteile wie Vorbau, Rahmenstrebe oder Schrauben an der Motorbefestigung den Beanspruchungen abseits der Straße auch standhalten können

  • Eindeutige Hinweise zum zulässigen Gesamtgewicht bzw. Systemgewicht sollten am Pedelec gut sichtbar angebracht sein

  • Familienfreundliche Informationen mit eindeutigen Hinweisen zum Anbringen von Kindersitz bzw. Kinderfahrradanhänger sollten am Pedelec abgebildet sein

  • Der Transport eines Pedelecs mittels Fahrradheckträger bzw. Fahrraddachträger sollte grundsätzlich möglich sein

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