Fahrradhelme für Kinder im ADAC Test: Es geht auch preiswert

Theis Retzlaff und seine Mutter Swantje Waterstraat probieren in einem Fahrradladen in Potsdam den Fahrradhelm Abus Youn-I 2.0 aus. Aufgenommen am 18.02.2022
Fahrradhelme für Kinder: Der richtige Sitz sollte vor dem Kauf getestet werden© Stiftung Warentest/Hendrik Rauch

Wenn Kinder aufs Fahrrad steigen, sollten sie stets einen Helm tragen, um bei einem Sturz oder Unfall geschützt zu sein. Doch nicht alle Helme sind gleich gut, wie ein gemeinsam von ADAC und Stiftung Warentest durchgeführter Test von 18 Helmen beweist.

  • Fünf Helme erreichen ADAC Urteil "gut"

  • Nur zwei Helme beim Unfallschutz "gut"

  • Günstigstes Modell im Test landet weit vorne

  • Testverlierer mit hohen Schadstoffwerten

Die Auswahl an Fahrradhelmen für Kinder ist enorm groß. Doch welcher Helm ist der beste? Dieser Frage sind der ADAC und die Stiftung Warentest nachgegangen. 18 Helme mussten sich in den Kategorien Sicherheit, Handhabung, Hitzebeständigkeit und Schadstoffgehalt beweisen.

Wichtigstes Kriterium im Test mit einem Anteil von 50 Prozent an der Gesamtnote ist natürlich der Unfallschutz. Schließlich ist das der Grund, warum man einen Helm trägt: Im Falle eines Sturzes oder eines Unfalls kann er schwere Kopfverletzungen abmildern oder gar ganz verhindern. Umso erstaunlicher, dass nur der Testsieger von Abus und der Helm von Casco in dieser Kategorie mit der Note 2,5 gerade noch das Testurteil "gut" erreichten. Am schlechtesten beim Unfallschutz schnitt der Lazer Gekko mit 3,6 ("ausreichend") ab. Dennoch gilt: Jeder Fahrradhelm ist besser als kein Helm!

Testsieger mit den besten Allroundeigenschaften

Fahrradhelme für Kinder, Testsieger Abus Youn von Stiftung Warentest
Bot die besten Allroundeigenschaften: Testsieger Abus Youn-l 2.0© Stiftung Warentest/Thomas Voßbeck

Insgesamt belegte das Modell Youn-l 2.0 von Abus mit der Gesamtnote 2,2 den ersten Platz. Der Testsieger überzeugte bei Unfallschutz und Handhabung sowie in der Hitze- und Schadstoffprüfung. Sein Preis von 50 Euro ist angemessen und liegt im mittleren Bereich des Testfeldes. Überraschend gut schnitt auch der günstigste Helm im Test ab.
Das Modell Crivit vom Discounter Lidl kostet nur 12 Euro und erreichte dennoch Spitzenwerte bei Handhabung und in Teilen beim Unfallschutz, weil er durch ein festes Kinnband sicher sitzt und sich nicht leicht abstreifen lässt. Zusätzlich lässt er sich bequem tragen und einstellen und er verfügt über Reflektoren und LED-Beleuchtung. Am Ende teilte sich der Crivit mit der Note 2,4 gemeinsam mit den Helmen von Casco und Alpina den zweiten Rang.

Wichtig: Die Sichtbarkeit im Straßenverkehr

Enorm wichtig für die Sicherheit im Verkehr ist auch die Erkennbarkeit der Fahrradhelme bei Dunkelheit durch Reflektoren oder Beleuchtungseinrichtungen wie LEDs. Hier boten alle Fabrikate im Vergleich noch deutlichen Verbesserungsbedarf. Keines der 18 Modelle kam in dieser Disziplin über die Note "befriedigend" hinaus. Bei den Fahrradhelmen von Hamax und Lazer fehlt diese Sicherheitsausstattung sogar komplett, weshalb sie in diesem Teilaspekt jeweils ein "mangelhaft" kassierten.

18 Fahrradhelme für Kinder: Die Testergebnisse

Testverlierer mit hohen Schadstoffwerten

Fahrradhelme für Kinder, Testsieger Cube Linok von Stiftung Warentest
Nur Note 5,5: Im Helm von Cube fanden sich hohe Mengen an Weichmachern© Stiftung Warentest/Thomas Voßbeck

Besonderes Augenmerk lag beim Vergleich der Kinderhelme auf der Kategorie Schadstoffe. Da die Tester beim Modell Linok X Actionteam von Cube sehr hohe Mengen an Weichmachern im Kinnpolster entdeckten, fiel dieser Helm trotz seiner Bestleistungen beim Unfallschutz am Ende mit der Note 5,5 im Test durch. Sollten sich die Ergebnisse bei eigenen Schadstoffprüfungen des Herstellers bestätigen, hat dieser einen kostenlosen Austausch des Kinnpolsters in Aussicht gestellt.

In punkto Haltbarkeit und Sicherheit war auch die Hitzebeständigkeit der Helme ein Testkriterium. Hierzu wurde das Szenario eines Helmes auf der Heckablage des Autos im Hochsommer simuliert. In dieser Disziplin schlugen sich nahezu alle Helme gut, Ausreißer waren lediglich die Modelle von Nutcase und Prophete. Bei Letzterem löste sich unter hoher Temperatureinwirkung sogar die äußere Helmschale ab.

Darauf sollten Sie beim Kauf eines Kinder-Fahrradhelmes achten:

  • Um eine möglichst gute Sichtbarkeit zu gewährleisten, sollte der Helm mit einer LED-Beleuchtung ausgestattet sein. Da die Aktivierung vom Nutzer jedoch oft vergessen wird, sollte der Helm auch über eine passive Sicherheitsausstattung in Form von reflektierenden Elementen an der gesamten Helmschale sowie im Kinnriemen verfügen. Ein helles Design in auffälligen Farben erhöht zudem die Sichtbarkeit bei Tag und Nacht.

  • Da jede Kopfform individuell ist, empfiehlt es sich, den Helm vor dem Kauf anzuprobieren. So lassen sich Passform und Einstellmöglichkeiten des Helms überprüfen und ein Fehlkauf vermeiden.

  • Jeder Helm muss nach einem Sturz ersetzt werden, da dabei nicht sichtbare Schäden entstanden sein können. Dadurch könnte die Schutzfunktion des Helms teilweise oder vollständig beeinträchtigt sein.

  • Die ADAC Unfallforschung belegt, dass ein Helm beim Sturz effektiv vor vielen Kopfverletzungen schützen kann. Auch der schlechteste Helm im Test kann im Ernstfall Leben retten, wenn er richtig getragen wird. Daher gilt: Immer nur mit Helm fahren und diesen auch richtig aufsetzen und anpassen!

So hat der ADAC getestet

Fachliche Beratung: Michael Peuckert, ADAC Technik Zentrum