Aus der ADAC Unfallforschung ist bekannt, dass sich die Knautschzonen der Fahrzeuge bei Unfällen nicht immer so verhalten, wie bei den standardisierten Crashversuchen nach Euro NCAP. Wenn die Energie des Aufpralls nicht vollständig in der Knautschzone abgebaut werden kann, wird die Fahrgastzelle mit hohen Kräften beaufschlagt und das Verletzungsrisiko für die Insassen steigt stark an. Je höher die Kollisionsgeschwindigkeit und je größer die Massendifferenz der Fahrzeuge sind, desto dramatischer wirken sich Defizite in der Gestaltung der Knautschzone aus.
Um die Knautschzonen unterschiedlicher Fahrzeuge objektiv bewerten zu können, hat der ADAC ein Testverfahren entwickelt: den ADAC Kompatibilitäts-Crashtest. Anhand des Abdrucks, den das Testfahrzeug dabei in einem speziellen Wabenelement hinterlässt, lässt sich die Qualität der Knautschzone bewerten. Seit 2011 wurden zehn verschiedene Fahrzeugmodelle aus unterschiedlichen Fahrzeugklassen gemäß des neuen Verfahrens getestet.
Selbst das geringere Eigengewicht des Smart sorgt dafür, dass sich die Knautschzone des Honda Civic verformt und dabei einen Teil der Energie des Aufpralls aufnimmt. Zudem wird die Energie des Aufpralls – durch die homogene Auslegung der Knautschzone des Civic und die Aufteilung der Knautschzone in mehrere Ebenen – großflächig verteilt und damit das Risiko von lokalen Überlastungen am Smart reduziert. Trotz der vergleichsweise hohen Unfallschwere ist das Verletzungsrisiko für die Insassen des Smart nicht extrem groß. Die Fahrgastzelle des Smart fortwo bietet trotz der vorhandenen Deformationen noch einen ausreichenden Überlebensraum für die Insassen. Das größte Verletzungsrisiko besteht für die Brust des Beifahrers und die Füße des Fahrers, die vom blockierten Bremspedal des Smart belastet werden. Das Verletzungsrisiko für die Beine des Smart-Fahrers ist dagegen gering, weder an den Ober- noch an den Unterschenkeln wurden hohe Belastungen gemessen. Die am Fahrerdummy des Honda Civic gemessenen Belastungswerte sind erwartungsgemäß niedrig, sein Verletzungsrisiko ist gering.
Um zu überprüfen, wie sich die unterschiedlich konstruierten Fahrzeugfronten auf das Verletzungsrisiko der Insassen eines kleineren Unfallgegners auswirken, werden im Test zwei Fahrzeug-Fahrzeug-Versuche durchgeführt.
Anhand der Ergebnisse der in den Jahren davor durchgeführten Kompatibilitäts-Crashversuche werden der VW Golf (mangelhaft bewertete Knautschzone) und der Honda Civic (gut bewertete Knautschzone) ausgewählt. Diese beiden Fahrzeuge treffen nun mit 56 km/h jeweils auf einen gleich schnell entgegenkommenden Smart fortwo mit 50 % Überdeckung beim Smart.
Die Physik sorgt dafür, dass der Smart fortwo in diesem Crashtest benachteiligt ist. Aufgrund seines geringeren Gewichts wird der Smart beim Aufprall nicht nur bis zum Stillstand abgebremst, sondern von den rund 500 kg schwereren Unfallgegnern anschließend wieder rückwärts beschleunigt. Deshalb ist der Partnerschutz für den Smart besonders wichtig.
Der ADAC möchte mit diesem Test den Unterschied einer günstig und einer ungünstig konstruierten Knautschzone anschaulich und verständlich darzustellen und durch die Ergebnisse die Kriterien und die Auswertung des ADAC Kompatibilitätscrashtests überprüfen und weiterentwickeln.
Das Ergebnis der beiden Fahrzeugversuche bestätigt die Ergebnisse der in 2015 durchgeführten Kompatibilitäts-Crashtests mit dem VW Golf und dem Honda Civic. Beim VW Golf wurden bereits beim im letzten Jahr durchgeführten Versuch gegen die deformierbare, mobile Barriere die Mängel in der Auslegung seiner Knautschzone erkannt. Nachweislich sorgen sie in diesem Test für ein hohes Verletzungsrisiko beim Unfallgegner und sogar für erhöhte Belastungen des eigenen Fahrers.
Neben der Bestätigung des Resultates aus dem ADAC Kompatibilitätstest zeigen die aktuellen Versuche zusätzlich auf, dass eine kompatible Auslegung mit Aktivierung der eigenen und der gegnerischen Knautschzone Vorteile für beide Unfallgegner hat. Die partnerfreundlich konstruierte Knautschzone des Honda Civic, die im letztjährigen Barrierentest mit gut bewertet wurde, schont den kleineren Unfallgegner und auch der eigene Fahrer ist im aktuellen Test geringeren Belastungen ausgesetzt.
Da eine kompatible Frontstruktur nicht nur beim Frontal-, sondern auch bei einem Seitenaufprall Vorteile hat, ist es umso wichtiger, den Partnerschutz in der Fahrzeugkonstruktion zu berücksichtigen. Insbesondere bei punktueller Lasteinleitung, z. B. durch zu steif ausgelegte Längsträger und einem schwachen Querverbund, kommt es zu tiefen lokalen Intrusionen, oder gar zu Durchdringungen der Seitenwand.
Eine Abschätzung der ADAC Unfallforschung ergibt, dass das Risiko von schweren und tödlichen Verletzungen durch eine Verbesserung der Konstruktion der Knautschzonen um rund 7 Prozent reduziert werden könnte. In Deutschland gäbe es dadurch jährlich rund 120 weniger Verkehrstote und rund 2100 weniger schwerverletzte Pkw-Insassen.
Die durchgeführten Versuche zeigen, dass die Kompatibilität mit einfachen Maßnahmen verbessert werden kann, ohne Nachteile beim Design, beim Gewicht oder beim Fußgängerschutz in Kauf nehmen zu müssen.
Anhand der Ergebnisse der bis einschließlich 2015 durchgeführten Kompatibilitäts-Crashversuche wurden der VW Golf (mangelhaft bewertete Kompatibilität) und der Honda Civic (gut bewertete Kompatibilität) ausgewählt. Der Smart fortwo wurde 2012 ebenfalls nach dem Verfahren getestet, ihm konnte im Vergleich eine homogen gestaltete Knautschzone bescheinigt werden. Außerdem standen bei seiner Entwicklung auch Crashversuche mit größeren Unfallgegnern im Lastenheft. Entsprechende Versuche gegen die Mercedes E-Klasse wurden durchgeführt und deren Ergebnisse veröffentlicht.
Bei den Crashversuchen in diesem Test treffen die beiden Fahrzeuge mit jeweils 56 km/h versetzt aufeinander, die Überdeckung an der Fahrzeugfront beträgt 50 % der Fahrzeugbreite des Smart fortwo.
Zur Beurteilung des Verletzungsrisikos werden im VW Golf und im Honda Civic H3-Dummies auf dem Fahrersitz positioniert, auf dem Fahrersitz des Smart ein THOR-Dummy.
Der THOR-Dummy ist eine Weiterentwicklung des H3-Dummies. Er soll den menschlichen Bewegungsablauf besser abbilden als sein Vorgänger und eine realistischere Bewertung des Verletzungsrisikos zulassen. Da derzeit nur wenige THOR Dummies verfügbar sind, kann bei diesem Crashtest nur ein solcher Dummy eingesetzt werden – auf dem Fahrersitz des Smart fortwo wird er platziert.
Empfehlungen des ADAC
Die Erfüllung des Euro NCAP Frontalaufpralltests ist eine wichtige Voraussetzung für einen guten Insassenschutz. Allerdings kann der Test auch von Fahrzeugen mit inhomogen gestalteter Knautschzone bestanden werden. Bei von der Norm abweichenden Unfallkonstellationen birgt eine inhomogene Front jedoch ein hohes Verletzungsrisiko für die Insassen beider Unfallfahrzeuge. Um dieses Risiko zu minimieren, müssen bei der Entwicklung von Fahrzeugen weitere Anforderungen berücksichtigt werden:
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