Vergleichs-Test 2016: LED-Scheinwerfer in Kompakt-SUVs

18.10.2016

Wenn es dunkel wird, ist gutes Licht für eine möglichst optimale Sicht essentiell. Zu einer guten Fahrzeugsicherheit gehören nicht nur das elektronische Stabilitätsprogramm und Airbags, sondern auch effektive Scheinwerfer, damit der Fahrer rechtzeitig selbst eingreifen kann. Konnte man die leidlich hellen Serien-Halogenlichter bisher mit Options-Xenonlampen aufrüsten, setzt sich aktuell mehr und mehr LED-Licht durch. Der ADAC hat überprüft, wie gut aktuelle LED-Scheinwerfer in kompakten SUVs arbeiten, welche Vor- und Nachteile die Techniken bringen und wie es mit der Verträglichkeit für andere Verkehrsteilnehmer aussieht.

Autos stehen bei Abendrost in einer Reihe mit erleuchteten LED Scheinwerfern
Autos stehen bei Abendrot mit erleuchteten LED-Scheinwerfern/©ADAC/Ralph Wagner

Testergebnis und Einzelbewertungen

1 ab Ausstattung Premium
2 bei Ausstattung Tekna

0,6 bis 1,5
sehr gut
1,6 bis 2,5
gut
2,6 bis 3,5
befriedigend
3,6 bis 4,5
ausreichend
ab 4,6
mangelhaft

Fazit

Technisch gesehen bieten LED-Lichtsysteme einige Vorteile. Neben der längeren Haltbarkeit der Dioden gegenüber Glühbirnen und Gasentladungslampen (Xenonlicht) sprechen vor allem der geringere Energieverbrauch sowie die dem Tageslicht ähnliche Lichtfarbe für LED-Scheinwerfer.

 

Auch in der unteren Mittelklasse ist die LED-Technik für viele Modelle inzwischen optional erhältlich. Die Ausführung und Qualität der verschiedenen Lichtsysteme fällt dabei recht unterschiedlich aus, wie der ADAC Test von sechs beliebten SUV-Modellen dieser Fahrzeugklasse beweist. Zum Scheinwerfertest mit dem jeweils besten lieferbaren Lichtsystem traten an: Audi Q3, BMW X1, Hyundai Tucson, Nissan Qashqai, Seat Ateca und VW Tiguan.

 

Testsieger dank Kurvenlicht und Fernlichtassistent

Insgesamt konnte der VW Tiguan am meisten überzeugen. Er leistete sich keine Schwächen und punktete neben einer homogenen Ausleuchtung und der großen Leuchtweite mit seiner Kurvenlichtfunktion sowie seinem dynamischen Fernlichtassistenten – beide Funktionen hat nur der Tiguan zu bieten.

Premium auf den weiteren Plätzen

Auf Rang zwei folgt der Audi Q3. Auch der Ingolstädter liefert insgesamt eine fast sehr gute Vorstellung ab, besonders die auffallend weiße und homogene Lichtfarbe sowie die gute Ausleuchtung wissen zu gefallen. Negativ fiel bei den Nachtfahrten der teils zögerlich und hektisch agierende Fernlichtassistent auf. Der BMW X1 folgt auf Rang drei. Sein Licht hinterlässt insgesamt einen harmonischen Eindruck. Das Stadtlicht sorgt innerorts für eine breite Ausleuchtung, der Fernlichtassistent arbeitet zuverlässig und schnell. Anzukreiden ist dem X1 allerdings die fehlende Scheinwerfereinigungsanlage (SRA). So fällt auch die Helligkeit des Abblendlichts sichtbar geringer aus als bei VW und Audi.

Enges Mittelfeld, keine Durchfaller

Dahinter rangiert der Seat Ateca auf Platz vier. Der Spanier überzeugt mit seinem hellen und weitreichenden Lichtkegel sowie dem zuverlässig funktionierenden Fernlichtassistenten, bei der Homogenität des Scheinwerferlichts schneidet er jedoch am schlechtesten ab. Hinzu kommt deutliches Streulicht, besonders auffällig im Lichtkanal zu sehen. Abbiegelicht ist für den Seat nicht zu haben ist. Dies ist besonders unverständlich, da der Ateca mit Halogenscheinwerfern das Abbiegelicht zumindest über die Nebelscheinwerfer realisiert – und dieselben Nebelscheinwerfer auch im LED-Licht-Modell verbaut sind, dort die Abbiegelichtfunktion aber deaktiviert wurde.

 

Platz fünf teilen sich Nissan Qashqai und Hyundai Tucson, beide erzielen aber eine insgesamt immer noch gute Gesamtnote. Ebenso wie beim Ateca ist für den Nissan kein Abbiegelicht verfügbar, das besonders im Stadtverkehr sowie auf verwinkelten Landstraßen fehlt. Dafür punktet der Nissan mit seinem schnell reagierenden Fernlichtassistenten sowie der homogenen Ausleuchtung. Obwohl auch der Qashqai (wie der X1) auf eine Scheinwerferreinigungsanlage verzichtet, liegt die Helligkeit und Reichweite des Lichts weniger deutlich hinter dem Niveau der Konkurrenz.

 

Beim Hyundai steht dem hervorragenden Abblendlicht – nur der Koreaner verfügt über jeweils zwei Linsen je Scheinwerfer – das schlechteste Fernlicht unter den sechs Fahrzeugen gegenüber. Als einziger setzt Hyundai dies über Halogenlampen um. Dies hat einen sehr inhomogenen Lichtkegel zur Folge, da das weiße LED-Abblendlicht vom gelblichen Halogen-Fernlicht ergänzt wird. Der Tucson muss als einziger im Test ohne Fernlichtassistenten auskommen. Abbiegelicht ist an Bord, allerdings wird es ausschließlich über den Lenkeinschlag und nicht wie bei den Konkurrenten bereits durch Betätigen des Blinkers aktiviert.

 

Gute LED-Scheinwerfer mit Potential

 

Der Scheinwerfertest hat gezeigt, dass die LED-Lichtsysteme trotz einzelner Schwächen auch in den SUVs der unteren Mittelklasse für eine gute bis sehr gute Ausleuchtung sorgen. Besonders deutlich erkennt man die Fortschritte im Vergleich zu Halogenlicht. Auch Abbiegelicht sorgt im Alltag für eine deutlich bessere Sicht und damit auch mehr Sicherheit. Nebelscheinwerfer scheinen oft nur noch aus optischen Gründen verbaut und bringen so keinen nennenswerten Vorteil mehr.

 

Kritisch sehen wir, dass einige Hersteller die Leuchtstärke ihrer Scheinwerfer reduzieren und sich somit den Einbau einer automatischen Scheinwerferreinigungsanlage sparen. Dies geht nicht nur zu Lasten des Fahrers, da er bei verschmutzten Scheinwerfern weniger sieht, sondern auch der anderen Verkehrsteilnehmer, die unter Umständen geblendet werden.

Tipps

Nicht an Fahrzeugbeleuchtung sparen

Optionale Frontlichter mit LED oder Xenon lohnen in jedem Fall und bieten gegenüber den meist serienmäßigen Halogenschwerfern eine deutlich bessere Ausleuchtung und damit mehr Sicherheit bei nächtlichen Fahrten. Lichtassistenzsysteme wie Abbiege-, Kurvenlicht oder ein Fernlichtassistent verbessern die Ausleuchtung zusätzlich. Auch hier lohnt die Investition.

Probefahrt machen

Man sollte mit dem Autohaus eine Probefahrt bei Nacht vereinbaren und das Licht vor dem Fahrzeugkauf testen. Auch der Laie kann sich sehr schnell ein gutes Bild über die Qualität eines Lichtassistenten machen.

Nebelscheinwerfer meist verzichtbar

Wer LED- oder Xenonscheinwerfer ordert, kann auf den Kauf von Nebelscheinwerfern verzichten. Sie leuchten allenfalls den seitlichen Nahbereich etwas besser aus, sorgen aber auch für zusätzliches Streulicht. Die Hauptausleuchtung übernehmen auch bei nebligen Verhältnissen die Hauptscheinwerfer, die bei den meisten Fahrzeugtypen kaum noch störend streuen. Anders sieht es aus, wenn in den Nebelscheinwerfern das Abbiegelicht integriert ist. Dies ist wiederum im Stadtverkehr eine sinnvolle Option.

Bei Nebel ohne Fernlichtassistent

Bei Nebel zeigen alle Fernlichtassistenten ihre Schwächen. Die Testkandidaten neigten vermehrt zu Fehlschaltungen. Hier sollte der Fahrer manuell eingreifen und das Auf- und Abblenden wieder selbst übernehmen.

Empfehlungen an die Hersteller

Gutes Licht sollte serienmäßig sein

Obwohl Nachtunfälle mit 20 % aller Verkehrsunfälle ungefähr der anteiligen Fahrleistung bei Nacht entsprechen, ist das Risiko bei einem nächtlichen Verkehrsunfall schwer verletzt (23 %) oder getötet (31 %) zu werden doch wesentlich höher (ADAC Unfallforschung, Stand 2010). Etwa 30 % der in Deutschland getöteten Verkehrsteilnehmer sind Fußgänger und Radfahrer (2015: 540 Fußgänger, 380 Radfahrer). In anderen Ländern ist dieser Anteil sogar deutlich höher. Laut Statistischem Bundesamt geschehen 60 % der tödlichen Unfälle in der Dämmerung und Dunkelheit. Dieser Anteil könnte durch Scheinwerfersysteme mit besserer Straßenausleuchtung deutlich reduziert werden.
Audi stattet als einziger Massenhersteller den Großteil seiner Fahrzeuge (Ausnahme Audi A1 und Q5) serienmäßig mit Xenonscheinwerfern aus, optional werden LED-Systeme angeboten. Diesem Beispiel sollten die anderen Hersteller folgen.

Optionale Lichtsysteme zu günstigen Preisen

Auch wenn die Aufpreise für optionale Lichtsysteme seit dem letzten Lichttest 2012 gesunken sind, lassen sich die Hersteller die LED-Lichtsysteme immer noch sehr teuer bezahlen. Dass die sicherheitsrelevanten Lichtsysteme besonders bei den asiatischen Marken nur in Kombination mit anderen teuren Optionen oder gar Ausstattungslinien angeboten werden, ist nicht akzeptabel.

Nicht an Scheinwerferreinigungsanlage sparen

Ebenfalls kritisch sieht der ADAC die Sparwut einiger Hersteller, die zur Senkung der Kosten und zur Erhöhung der Marge auf eine Scheinwerferreinigungsanlage (SRA) verzichten. Dies hat zur Folge, dass das Scheinwerferlicht bei verschmutzter Scheinwerferscheibe schwächer ausfällt und dann durch das stärkere Streulicht andere Verkehrsteilnehmer mehr geblendet werden. Meist wird mit Wegfall der SRA und/oder der automatischen Leuchtweitenregulierung auch noch die Helligkeit der Lampen reduziert (von ca. 3.200 auf max. 2.000 Lumen); denn eigentlich sind für besonders helle Scheinwerfer beide Funktionen vorgeschrieben. Die Hersteller sparen somit in zweifacher Hinsicht an der Sicherheit und somit auf Kosten der Kunden.

Methodik und Hintergrund

Im Lichtkanal

Für die Tests unter Laborbedingungen wurde die Beleuchtung der Fahrzeuge im Lichtkanal bewertet. Die Prüfung und eventuelle Korrektur der Scheinwerfereinstellung erfolgte vorab.

Es folgte die Beurteilung des Abblendlichts und die Ermittlung der Leuchtreichweite auf dem linken und dem rechten Fahrbahnbereich sowie die Begutachtung der Homogenität. Geachtet wurde dabei auf mögliche ungleichmäßige Lichtverteilungen, auf auffällig helle Flecken und störende Lichtreflexe.

Manche Modelle leuchten angenehm weit auch auf der linken Seite, aber außerhalb der Straße – das hilft vor allem auf geraden Landstraßen wenig. Die Kunst ist es, den Straßenbereich des Gegenverkehrs vernünftig auszuleuchten, gleichzeitig entgegenkommende Fahrer aber nicht zu blenden; der Gesetzgeber hat hier klare Grenzen vorgegeben. Hierzu wurde auch eine Beurteilung der seitlichen Ausleuchtung durchgeführt.

Das Fernlicht wurde auf vergleichbare Weise beurteilt. Homogenität, Spurausleuchtung sowie die Eigenblendung waren die entsprechenden Kriterien.
Die Nebelscheinwerfer sowie das Abbiegelicht wurden im Lichtkanal ebenfalls unter den Gesichtspunkten Homogenität, Helligkeit und Ausleuchtung betrachtet.

Auf dem Testgelände

Das Testgelände bietet die Möglichkeit für dynamische Lichtuntersuchungen auf einem größeren abgesperrten Gelände. Während der Neumondnächte wurden Kurvenausleuchtung, Funktionsweise der Fernlichtassistenten sowie die automatische Leuchtweitenregulierung geprüft.

Kurvenausleuchtung

In einer Linkskurve wurde ein Dummy aufgestellt. Die Linkskurve stellt die anspruchsvollere Aufgabe für das Licht dar; der Lichtkegel ist im linken Bereich kürzer, um den Gegenverkehr weniger zu blenden. Hier können vor allem Autos mit Kurvenlicht punkten. Ein GPS-System mit Computer misst die Entfernung, ab welcher der Fahrer den in der Kurve aufgestellten Dummy sicher erkennen kann. Die Kurve wurde dabei mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h durchfahren. Am besten schnitt in dieser Disziplin der VW Tiguan ab, da er als einziger Testkandidat über eine Kurvenlichtfunktion verfügt.

Fernlichtassistent

Zur Untersuchung des Fernlichtassistenten wurde ein Referenzfahrzeug hinter einer Kurve positioniert, einmal als entgegenkommendes und anschließend als vorausfahrendes Auto. Die im Referenzfahrzeug sitzende Person maß dabei die Dauer der Blendung, ehe der Fernlichtassistent abblendete.

Automatische Leuchtweitenregulierung

Der eine Teil der Fahrzeuge ist mit einer automatischen statischen Leuchtweitenregulierung ausgestattet, der andere Teil mit einer automatischen dynamischen Leuchtweitenregulierung. Der Unterschied: die dynamische Variante regelt schnell und situationsabhängig nach, beispielsweise beim Bremsen (schnelles Anheben des Lichtkegels) oder beim Beschleunigen (schnelles Absenken). So bleibt die Sicht für den Fahrer erhalten und gleichzeitig wird der Gegenverkehr erheblich weniger geblendet.

Es wurde jeweils die Situation einer Bremsung vor einer Kurve und das Beschleunigen am Ortsausgang nachgestellt. Dabei musste der Kurvenverlauf noch erkennbar sein (bedarfsgerechtes dynamisches Anheben des Lichts) und durfte der Gegenverkehr nicht geblendet werden (bedarfsgerechtes dynamisches Absenken des Lichts).

Fahrzeuge mit dynamischer Leuchtweitenregulierung schnitten bei beiden Fahrmanövern deutlich besser ab, da sie nicht nur auf statische Veränderungen (Eintauchen des Fahrzeughecks bei starker Beladung), sondern auch auf dynamische Beschleunigungs- und Bremsvorgänge schnell reagieren und den Lichtkegel auf nahezu konstantem Niveau halten können.

 

Nächtliche Testfahrten

Das Verhalten der Lichtsysteme und die Ausleuchtung der Straßen unter realen Bedingungen wurden bei nächtlichen Testfahrten im öffentlichen Straßenverkehr untersucht. Die Testroute führte durch geschlossene Ortschaften, über Landstraßen sowie über die Autobahn. Hier konnten auch die Lichtassistenzsysteme ihren Nutzen in der Praxis zeigen. Gleichzeitig wurden die Ergebnisse, die auf der Teststrecke ermittelt wurden, im Realbetrieb verifiziert. Auch die Ausleuchtung der Scheinwerfer wurde unter den realen Bedingungen getestet. Neben den Expertenurteilen gab es hier auch Bewertungen von Probanden. Bei den Probanden wurde darauf geachtet, dass jüngere und ältere, weibliche und männliche sowie Personen mit und ohne Sehhilfe vertreten waren.