Chip-Tuning: Was es bringt und kostet, wie es sich auf die HU auswirkt

Ein Mechaniker führen Chiptuning an getunten Autos in einer Werkstatt durch
Chip-Tuning: Die Neuprogrammierung der Motorsteuerung verspricht mehr Leistung© Shutterstock/Filippo Carlot

Chip-Tuning verspricht bis zu 50 Prozent mehr Motorleistung ohne Umbauten am Motor. Aber was bewirkt es tatsächlich? Und verbraucht ein Auto mit Eco-Tuning weniger Sprit? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

  • Von "Black-Box" bis "Power-Pedal"

  • Kosten zwischen 15 Euro und 10.000 Euro

  • Prüfgutachten oder Einzelabnahme erforderlich

Mehr PS und Drehmoment für wenige Hundert Euro: Statt Werkzeugkoffer und Hebebühne werden beim Chip-Tuning nur Laptop und Software benötigt. Durch Programmier-Eingriffe in die Motorsteuerung versprechen Chip-Tuner mehr Leistung mit sehr geringem Aufwand. Doch die elektronische Leistungssteigerung birgt auch Risiken für Herstellergarantie, Kfz-Versicherung und den Wiederverkaufswert eines getunten Fahrzeugs.

Technik: Vier Wege zum Chip-Tuning

Es gibt beim Chip-Tuning vier technische Möglichkeiten, die zu einer Steigerung der Motorleistung von Fahrzeugen führen:

  • Zehn-Cent-Tuning: Ein Widerstand zwischen einem Temperaturgeber und dem Motorsteuergerät täuscht falsche Werte vor. In der Folge wird mehr Kraftstoff eingespritzt.

  • Zwischenstecker ("Black-Box", "Power-Box"): Ein Elektronikmodul wird zwischen Motorsteuergerät und Einspritzdüsen bzw. Sensoren gesteckt. Die Box gaukelt falsche Sensorwerte vor, sodass mehr Kraftstoff eingespritzt wird.

  • Neuprogrammieren des Motorsteuergerätes: In diesem Fall wird die Software im Motorsteuergerät überschrieben. Dies geschieht entweder über den OBD-Stecker im Fahrzeug oder direkt am Chip auf der Platine im Motorsteuergerät. Alternativ wird dieser Chip direkt ersetzt. In Abhängigkeit von diversen Messwerten (z.B. Ansaugluft-Temperatur und -Menge, Motordrehzahl, Gaspedalstellung) sorgt das Chip-Tuning für Änderungen an Einspritzmenge, Zünd- und Einspritzzeitpunkt, Ladedruck oder Abgas-Rückführrate.

  • "Power-Pedal": Eine Elektronikbox zwischen Gaspedal und Motorsteuergerät fordert schon bei leichtem Druck auf das Gaspedal eine hohe Motorleistung an. Tatsächlich ändert sich die Maximalleistung des Motors nicht, sondern nur sein Ansprechverhalten.

Beim Eco-Tuning soll dagegen nicht die Motorleistung erhöht, sondern der Kraftstoffverbrauch gesenkt werden. Dazu können dieselben vier technischen Methoden genutzt werden wie beim Chip-Tuning.

Was soll die Tuning-Software bringen?

Professionelle Chip-Tuner versprechen fast ausnahmslos eine Steigerung der Motorleistung. Doch oftmals gilt: Je billiger das Angebot, desto größer das Risiko, dass die versprochene Leistungssteigerung nicht erreicht wird. Im Anschluss an unsachgemäße Tuning-Maßnahmen werden zudem häufig die vorgeschriebenen Abgas-Grenzwerte nicht mehr eingehalten. Insbesondere Widerstands- und Zwischenstecker-Lösungen sind oft nicht individuell an die jeweiligen Motoren angepasst.

Eine Neuprogrammierung des Steuergeräts bietet mehr Möglichkeiten der Abstimmung. Die Feinheiten dabei sollten jedoch Profis überlassen werden. Denn die tatsächlich erzielbare Leistungssteigerung und – oft noch wichtiger – die Leistungsentfaltung hängen stark vom Können des Programmierers ab. Manche Fahrzeuge sind nach einem Chip-Tuning beinahe unfahrbar, weil sie so unberechenbar beschleunigen. Vom Anstieg des Schadstoff-Ausstoßes ganz zu schweigen. Daher sollten Kaufinteressierte unbedingt auf einem Prüfgutachten bestehen, das zumindest die Einhaltung der bisherigen Schadstoffklasse bestätigt.

Wie teuer ist Chip-Tuning?

Die Bandbreite der Preise bewegt sich von 15-Euro-Angeboten für Zwischenstecker im Internet bis hin zu fast 10.000 Euro für teure, seltene Fahrzeuge, bei denen die Entwicklungskosten auf wenige Kunden umgelegt werden. Die Neuprogrammierung des Motor-Steuergerätes bei einem gängigen Modell der unteren Mittelklasse (zum Beispiel VW Golf) kostet etwa 300 bis 500 Euro.

Was muss bei der Technik beachtet werden?

Ein Mechaniker führt ein Chiptuning für ein Auto durch
Black Boxes können Tuning-Software enthalten und die Motorleistung verändern© Shutterstock/ronstik

Da es unterschiedliche Systeme gibt, sind auch die Anforderungen an die technische Ausführung verschieden. Viele Fahrzeuge lassen sich heute durch Anstecken eines Programmiergerätes an die OBD-Schnittstelle leistungssteigern. Es gibt auch Geräte, die der Kunde selbst anschließen kann. Bei anderen Modellen ist es erforderlich, dass der Tuning-Anbieter das Motorsteuergerät ausbaut und öffnet. Hierdurch können jedoch bleibende Spuren entstehen. Manche Fahrzeughersteller statten ihre Motorsteuergeräte mit einem Schutz vor Chip-Tuning aus, der aber oft rasch geknackt werden kann.

Mehr oder weniger Spritverbrauch?

Da Chip-Tuning zumeist die Einspritzmenge erhöht, ist mit einem teilweise deutlich höheren Kraftstoff-Verbrauch und Schadstoff-Ausstoß zu rechnen. Insbesondere beim vollen Ausschöpfen der Leistungssteigerung. Stellenweise wird aber – vor allem bei Turbodiesel-Motoren – auch eine Senkung des Kraftstoff-Verbrauchs versprochen. Stichwort Eco-Tuning. Hierzu liegen dem ADAC noch keine belastbaren neutralen Untersuchungen vor.

Chip-Tuning: Nur mit Genehmigung?

Jegliche Veränderung der Motorleistung eines Fahrzeugs muss über eine Genehmigung verfügen. Wenn der Tuning-Anbieter selbst kein Prüfgutachten hat, ist eine Einzelabnahme nötig, die mehr kosten kann als das Chip-Tuning selbst. Liegt keine entsprechende Genehmigung vor, erlischt die Betriebserlaubnis des Fahrzeugs – mit fatalen Folgen für den Fahrzeugeigner.

Da das Chip-Tuning auch Auswirkungen auf das Risiko in der Autoversicherung haben kann, muss die Motor-Mehrleistung auch dem Versicherer gemeldet werden, der dann unter Umständen die Prämie erhöht. Eine Änderung der Leistung muss darüber hinaus auch unverzüglich der Zulassungsbehörde gemeldet werden, da in diesem Fall eine Anpassung der Zulassungsbescheinigung Teil I und Teil II (Fahrzeugschein und Fahrzeugbrief) erforderlich ist.

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Gibt es Garantien beim Chip-Tuning?

Viele Anbieter geben auf das Chip-Tuning sowie zum Teil auf Antriebsstrang und Fahrwerk eine Garantie. Freilich ist im Schadensfall oft schwer zu beweisen, was den Defekt tatsächlich ausgelöst hat. Oftmals schaffen das noch nicht einmal Sachverständigen-Gutachten – mit dem Ergebnis, dass der Fahrzeugbesitzer auf den Reparaturkosten sitzen bleibt.

Auswirkungen von Tuning auf die HU?

Ein Mechaniker führt ein Chiptuning für ein Auto durch
Oft wird beim Chip-Tuning das Motorsteuergerät komplett getauscht© Shutterstock/Jackfoto

Eine veränderte Software des Motorsteuergerätes kann zur Folge haben, dass Werkstatt-Tester keine korrekten Werte mehr anzeigen. Auch bei der Haupt-Untersuchung (HU) kann es zu Problemen kommen. Vereinzelt ist es nicht mehr möglich, mit dem Diagnosetester den Fehlerspeicher des Fahrzeugs auszulesen. Bei Software-Updates des Fahrzeugherstellers für das Motorsteuergerät wird häufig das Chip-Tuning gelöscht und der Ursprungszustand bei Auslieferung wiederhergestellt.

Welche Mehrleistung im Einzelfall tatsächlich durch das Chip-Tuning entsteht, lässt sich nur durch einen Vorher-Nachher-Vergleich auf einem professionellen Leistungsprüfstand (zum Beispiel in den ADAC Prüfzentren) ermitteln. Dabei zeigt sich auch, ob das Fahrzeug im Serienzustand die vom Hersteller genannte Leistung innerhalb der gesetzlich zugelassenen Bandbreite erreicht. Laut Typprüfung gilt eine Streuung von plus/minus 5 Prozent als zulässig, vor Gericht werden sogar Abweichungen von 10 Prozent toleriert.

Welche Risiken gibt es beim Chip-Tuning?

  • Nicht funktionierende Steuergeräte, weil das neue Chip-Tuning-Kennfeld nicht läuft.

  • Überhöhte Temperaturen, Einspritzdrücke und Turbolader-Drehzahlen können zu Defekten führen.

  • Erhöhte Belastung des Antriebsstranges (Kupplung, Getriebe, Antriebswellen, Reifen), des Fahrwerks und der Bremsanlage. Ggf. sind Umbauten und/oder Reifen mit höherem Geschwindigkeitsindex erforderlich.

  • Die Abgaswerte können sich verschlechtern ("Rußen" bei Diesel-Motoren).

  • Der Versicherungsschutz erlischt, wenn das Tuning nicht in die Fahrzeugpapiere eingetragen und der Versicherung gemeldet ist.

  • Der Besitzer eines getunten Autos muss mit dem Verlust der Hersteller-Gewährleistung oder -Garantie rechnen.

  • Der Käufer eines chipgetunten Gebrauchtwagens ist ohne Betriebsgenehmigung unterwegs, wenn er nicht vom Chip-Tuning weiß und dieses auch nicht in den Papieren eingetragen ist.

  • Wurde das Chip-Tuning vor dem Verkauf eines Autos wieder entfernt, kann das Fahrzeug einen deutlich höheren Verschleiß (aufgrund der Mehrleistung) haben, als angesichts der Laufleistung zu erwarten ist. Dies ist jedoch sowohl für den Käufer als auch für Experten kaum erkennbar, falls das Chip-Tuning nicht genannt wurde.

Wie stehen Auto-Hersteller zum Tuning?

Chip-Tuning ist eine technische Veränderung des Fahrzeugs. Damit erlischt die gesetzliche Sachmängelhaftung bzw. die Herstellergarantie auf die betreffenden Bauteile. Da Chip-Tuning die Haltbarkeits-Reserven von Motor-, Antrieb- und Bremsanlage verringert oder gar aufbraucht, lehnen die Fahrzeug-Hersteller Chip-Tuning ab.

Manche Motorsteuergeräte sind mit einem "Tuning-Schutz" ausgestattet, der Tuningversuche entweder unterbinden oder aber für die spätere Beweisführung speichern soll. Auch wenn zwischenzeitlich wieder die Original-Software zurückgespielt wurde. Dieser Schutz wird jedoch oft von den Tuning-Anbietern umgangen.

Wie erkennt man einen getunten Gebrauchtwagen?

Wird ein Auto gebraucht verkauft, ist für den Käufer oder die Käuferin schwer zu erkennen, ob das Fahrzeug vorher chipgetunt war oder noch ist. Daher sollte dieser Punkt ausdrücklich schriftlich im Kaufvertrag festgehalten sein. Zum Beispiel mit Formulierungen wie: "Auto war von … bis ... chipgetunt und hatte laut Anbieter xy PS Mehrleistung" oder "Auto ist derzeit chipgetunt und hat laut Anbieter xy PS Mehrleistung". Ist das Auto laut Verkäufer nicht chipgetunt, können potenzielle Käufer darum bitten, dies in den Kaufvertrag mit aufzunehmen: "Auto war nie chipgetunt".

Fachliche Beratung: Arnulf Thiemel, ADAC Fahrzeugtechnik