ADAC Test: Verbrauchen Auto-Klimaanlagen mehr Sprit?

Klimaanlage Auto
Die Klimaanlage läuft – der Spritverbrauch steigt© iStock.com/hiphotos35

Klimaanlagen sind aus einem Pkw nicht mehr wegzudenken. Doch wie viel Kraftstoff verbrauchen die unterschiedlichen Systeme? Und wie wird ein Auto kühl, ohne unnötig Sprit zu verschwenden? In einem neuartigen Testverfahren haben wir diese Fragen untersucht.

  • Im Test: Manuelle, halb- und vollautomatische Anlagen

  • Im Schnitt: 10 bis 15 Prozent Mehrverbrauch

  • Tipps, wie man trotzdem Sprit sparen kann

Klimaanlagen im Systemvergleich

Vollautomatische Klimaanlagen verbrauchen deutlich weniger Sprit als halbautomatische oder manuelle Systeme. Für einen geringen Spritverbrauch ist es wichtig, dass die Anlage möglichst autark – also im reinen „Auto“-Modus – die Innenraumtemperaturen regelt. Dann kommen bei der Tankrechnung Mehrkosten von nur fünf bis sechs Prozent hinzu. Je nach Außentemperatur ist dabei eine Einstellung auf 21 bis 23 Grad sinnvoll.

Halbautomatische Systeme, bei denen man das Gebläse per Hand einstellen muss, verbrauchen etwas mehr Sprit, sind aber auch in der Anschaffung günstiger.

Manuelle Systeme verbrauchen im Stadtverkehr und im Leerlauf überdurchschnittlich viel Kraftstoff, dafür aber außerhalb von Städten weniger. Sie sind allerdings nicht ganz so bedienerfreundlich. Hier ist wichtig, dass die Luftverteilung auf die oberen Düsen eingestellt wird, denn einen „kühlen Kopf“ und wärmere Füße empfinden Menschen als behaglicher. 

So funktioniert die Klimaanlage
Im Prinzip arbeitet die Auto-Klimaanlage wie ein Kühlschrank© ADAC e.V.

Durch geregelte Klimakompressoren haben sich die Mehrkosten für ein kühles Auto im Vergleich zu früheren Jahren deutlich reduziert. Im Test zeigte sich aber - über alle Systeme hinweg - ein durchschnittlicher Mehrverbrauch von rund 10 bis 15 Prozent. Wer in der Stadt unterwegs ist, muss mit rund 20 Prozent Tankzuschlag rechnen (ca.1 Liter/100 Kilometer). Außerhalb von Ortschaften (100 km/h durchschnittliche Geschwindigkeit) fällt der Spritverbrauch mit zusätzlichen sechs Prozent geringer aus (ca. 0,3 Liter/100 Kilometer). Diese Annahmen gelten für ein Fahrzeug mit einem durchschnittlichen Normverbrauch von ca. 5 Liter/100 Kilometer. Prozentual wird im Leerlauf am meisten verbraucht: Dann sind es rund 70 Prozent mehr (0,4 Liter in der Stunde).

Neben der Klimaanlage gibt es noch weitere sinnvolle Mittel, ein Auto zu kühlen: Vor Fahrtbeginn Fenster öffnen und durchlüften. Darüber hinaus reduziert eine Wärmeschutzverglasung das Aufheizen von Autos deutlich. Generell gilt: Je mehr Fenster, desto mehr Wärme dringt ins Innere. Wer allerdings glaubt, dass die Autofarbe eine große Rolle spielt, der täuscht sich: Ob ein Auto eine helle oder dunkle Lackierung hat, macht beim Temperaturanstieg nur ein bis zwei Grad Celsius aus.

Klimaautomatik spart Sprit

Kühlung kostet Energie – doch in welcher Größenordnung liegt der Komfort-Zuschlag bei eingeschalteter Klimaanlage? Eine pauschale Antwort dazu gibt es nicht, die Mehrkosten sind in der Praxis sehr stark von folgenden Voraussetzungen abhängig:

  • Fahrzeug-Größe und damit auch Größe des zu kühlenden Innenraums

  • Verglasung

  • Gewünschtes Temperatur-Niveau

  • Fahrzeug-Einsatz (Stadt, Langstrecke)

  • Motorisierung

  • Technik der Klimaanlage bzw. des Kältekompressors

Wir haben ein ausgewähltes Automodell, den Skoda Oktavia 1.6, mit unterschiedlicher Klimaanlagen-Technik auf einen speziell eingerichteten Prüfstand gestellt. Anhand eines standardisierten EU-Klimaanlagen-Fahrzyklus haben wir Fahrten innerorts und außerorts nachgestellt. Dabei wurde bei einer Außentemperatur von 25° C der Innenraum mittels 15° C Luftaustrittstemperatur an den Düsen auf 22° C Innenraumtemperatur heruntergekühlt. Gemessen und verglichen wurde der Verbrauch jeweils bei aus- und eingeschalteter Klimaanlage. Hier die Ergebnisse:

Praxis-Tipps zur Klimaanlage

So sparen Sie beim Kühlen Sprit

  • Vor Fahrtbeginn von der Sonne aufgeheiztes Fahrzeug durch Öffnen der Türen und Schiebedach gut lüften und danach Fenster und Schiebedach schließen

  • Bei Glasdächern die Abschattung benutzen

  • Alle Luftaustrittsdüsen öffnen und so einstellen, dass der Luftstrom möglichst über die Schultern der vorne sitzenden Personen geblasen wird

  • Klimaanlage grundsätzlich nicht zu kühl einstellen und kalten Luftstrom nicht auf Körperpartien blasen (Erkältungsgefahr!). Die übliche Wohlfühltemperatur liegt zwischen 21 und 23° C

  • Kurz vor dem Ende der Fahrt sollte die Kühlung, aber nicht das Gebläse ausgeschaltet werden. Das verhindert Restfeuchtigkeit im Lüftungssystem, die Bakterien- und Pilzbefall und somit Geruchsbildung begünstigt

Klimaanlagen: Technik & Wartung

Die Vorgaben und Empfehlungen von Fahrzeugherstellern, Klimaanlagenherstellern und Service-Firmen zur Prüfung und Wartung von Klimaanlagen sind zum Teil sehr unterschiedlich. Während die Fahrzeughersteller eine Klimaanlagen-Wartung mit Aufbereiten und Nachbefüllen von Kältemittel erst dann vorsehen, wenn die Kälteleistung merklich reduziert ist, empfehlen die Service-Firmen wegen möglicher teurer Folgeschäden durch Kältemittelverlust (mangelnde Schmierung) i.d.R. eine entsprechende Wartung alle 2 Jahre (Kosten ungefähr 60 bis 130 Euro).

Nach Angaben der Hersteller sind die Anlagen vor möglichen Beschädigungen durch einen automatischen Niederdruck-Abschalter geschützt, die Anlage schaltet also automatisch ab, bevor sie ganz leer ist. Der Trockner braucht erst dann gewechselt werden, wenn die Anlage geöffnet wird (z.B. bei Reparaturen). 

Im Rahmen der Fahrzeug-Inspektionsarbeiten werden derzeit von den meisten Herstellern keine Prüfungen an der Klimaanlage durchgeführt, die eine ausreichende Beurteilung der Kühlleistung und somit auch des Kältemittel-Füllstandes erlauben. Häufig wird die Funktion nur grob im Rahmen der Probefahrt beurteilt (Kühlung ja/nein), was insbesondere im Winter keine klare Aussage ermöglicht. 

Deshalb sollte man vor regelmäßigen Wartungsarbeiten mit Aufbereiten und Nachbefüllen von Kältemittel einen effektiven Funktionstest, z. B. im Rahmen der Fahrzeuginspektion, durchführen lassen. Dies ist durch eine Erfassung der Luftausströmtemperatur bei bestimmten Betriebszuständen, der Temperaturunterschiede an der Hoch- und Niederdruckleitung oder durch eine Systemdruck-Prüfung möglich.

Tipps zu Wartung und Pflege

Die meisten Autohersteller sichern bei den Klimaanlagen ihrer Fahrzeuge Wartungsfreiheit zu. Wir empfehlen trotzdem, die Klimaanlage regelmäßig prüfen zu lassen, um Pilzen und Gerüchen vorzubeugen, die unter Umständen Allergien auslösen können.

Im Lauf der Jahre verflüchtigt sich die Kühlsubstanz von Klimaanlagen und die Kühlleistung lässt nach. Außerdem können sich durch die Feuchtigkeit Bakterien und Pilze im Gehäuse entwickeln, die für einen unangenehmen Geruch im Innenraum sorgen und eventuell Allergien auslösen. Schalten Sie deshalb die Anlage auch bei kühler Witterung alle zwei bis drei Wochen für mindestens zehn Minuten ein. So wird das System geschmiert und Verunreinigungen durch das Kondenswasser abgewaschen.

Kurz vor Fahrtende die Klimaanlage, nicht aber das Gebläse ausschalten, um Restfeuchtigkeit vorzubeugen. Für eine optimale Funktion empfiehlt der Club einen regelmäßigen Klima-Check. Den können Sie auch in den ADAC Prüfzentren durchführen lassen. Unsere Experten füllen Kältemittel auf und desinfizieren auf Wunsch das System.

Methodik

So haben wir Klimaanlagen getestet:

Die Testfahrzeuge wurden auf dem klimatisierten ADAC-Prüfstand (25° C) gemäß dem Entwurf für ein europäisches Klimaanlagen-Messverfahren (MAC Test Cycle; Entwicklung der ACEA-Arbeitsgruppe) nach einer achtstündigen Vorkonditionierungsphase, jeweils mit ausgeschalteter und mit eingeschalteter Klimaanlage ausgewertet.

  • Skoda Oktavia 1.6; manuelle Klimaregelung

  • Skoda Oktavia 1.6; halbautomatische Klimaregelung (Climatic)

  • Skoda Oktavia 1.6; vollautomatische Klimaregelung (Climatronic)

Damit die Vergleichbarkeit der einzelnen Messungen gegeben ist, wurde die Austrittstemperatur gemäß dem Messverfahren direkt an den Luftdüsen gemessen. Zudem wurde die Innenraumtemperatur sowohl in der ersten Sitzreihe als auch im Fond im Bereich der Kopfstützen ermittelt.

Die Luftverteilung erfolgte ausschließlich über die oberen Düsen, da die kalte Luft durch die Zirkulation automatisch im Fahrgastraum nach unten fällt. Bei der Standardeinstellung wurde die Klimaanlage manuell justiert, so dass die Austrittstemperatur an den Düsen unterhalb von 15°C war und der Luftmassenstrom mindestens 230 kg/h aufweist. Im Automatik-Modus wurde die Austrittstemperatur entsprechend der Vorgabe (15°C) eingestellt. Die Regelung der Gebläseintensität erfolgte jedoch durch die automatische Klimaanlage.

Der Fahrzyklus besteht im Wesentlichen aus drei Phasen: einer Vorkonditionierung, der ersten Messphase mit eingeschalteter Klimaanlage und einer zweiten Messphase mit ausgeschalteter Klimaanlage. Die Messphase selbst weist ebenfalls drei Einzelteile auf. Zu Beginn wurde der Kraftstoffverbrauch im Leerlauf gemessen, anschließend bei 50 km/h und schließlich bei 100 km/h.