ADAC Ratgeber: Wie befestige ich den Kindersitz mit dem Gurt?

Baby sitzt im Kindersitz im Auto und lacht
Ein Kindersitz ist erst sicher, wenn er korrekt eingebaut und das Kind richtig angeschnallt ist© iStock.com/scyther5

Beste Lösung für die optimale Kindersitzsicherung ist eine Isofix-Befestigung, doch die ist nicht immer möglich. Deshalb hier die wichtigsten Infos und Tipps zur Sicherung von Kind und Kindersitz mit dem Fahrzeuggurt.

  • Nicht alle Sitze und Fahrzeuge haben Isofix

  • Die häufigsten Fehler beim Einbau mit dem Gurt

  • Hosenträgergurt, Fangkörper oder Dreipunktgurt sichern das Kind im Sitz

Ganz klar: Einen Isofix-Kindersitz über eine Isofix-Verankerung mit dem Auto zu verbinden ist eine praktische und sichere Befestigungsart. Doch nicht immer ist das möglich. Zum einen sind nicht alle Sitze eines Fahrzeugs mit den inzwischen obligatorischen Isofix-Verankerungen ausgestattet. Zum anderen haben z.B. ältere Fahrzeuge oder viele Camper gar keine Isofix-Befestigung, und auch nicht jeder Kindersitz ist damit ausgestattet.

Hier müssen das Kind und der Kindersitz mit den fahrzeugeigenen Sicherheitsgurten fest an den Autositz geschnallt werden. Eine fehlerfreie Gurtführung und die richtige Montage sind dabei lebenswichtig.

Sichere Befestigung mit Dreipunktgurt

Baby sitzt im Kindersitz im Auto und ist angeschnallt
Der richtige, möglichst straffe Gurtverlauf fixiert den Kindersitz© Shutterstock/didesign021

In einem Fahrzeug ohne Isofix-Bügel kann der Kindersitz mit dem gewöhnlichen Dreipunktgurt eingebaut werden. Bei der Gurtinstallation muss grundsätzlich darauf geachtet werden, dass der Autogurt dem vom Kindersitzhersteller vorgeschriebenen Verlauf folgt und dass er möglichst straff gezogen wird. Der richtige Gurtpfad ist auf den meisten Kindersitzen farblich gekennzeichnet. Bitte befolgen Sie dazu unbedingt die Anleitung, um Einbaufehler zu vermeiden.

Die meisten neuen Kindersitze dürfen nur noch mit einem Dreipunktgurt gesichert werden, ein Zweipunktgurt (Beckengurt) ist nicht ausreichend.

Wenige ältere Modelle, die der ADAC getestet hat, können nur mit einem Zweipunkt-Sicherheitsgurt befestigt werden, z.B. der GRACO SnugFixGRACO Logico S HP bzw. TEUTONIA Tario (je bis 13 Kilo), WAVO G 0/1 (9 – 18 Kilo), der BRITAX Max-Way (9 – 25 Kilo) und der BRITAX Römer Max-Way Plus (9 – 25 Kilo). Sitzerhöher für größere Kinder dürfen generell nur mit einem Dreipunktgurt angebracht werden. Somit gibt es für Kinder ab ca. sieben Jahren auch keine geeigneten Kindersitze für die Befestigung mit einem Zweipunktgurt.

Was, wenn der Gurt des Autos zu kurz ist?

Es kann vor allem beim Befestigen von Babyschalen dazu kommen, dass der Sicherheitsgurt nicht um die Kindersitzschale reicht. In diesen Fällen darf der Gurt nur mit Genehmigung des Fahrzeugherstellers verlängert werden. Unter Umständen sollte man prüfen, ob bei einem Vergleichsfahrzeug die Gurtlänge ähnlich kurz ausfällt.

Falls es im Ersatzteilprogramm des Herstellers keine längere Gurtversion gibt, sollten Babyschalen, die ein Grundgestell (Basis) aufweisen, verwendet werden. Diese Technik benötigt relativ wenig Gurtlänge.

Häufigste Einbaufehler bei Babyschalen

Crashtest mit einer falsch eingebauter Babyschale
Das passiert, wenn der Gurt nicht in die Führungshilfe eingelegt ist © ADAC/Test und Technik
  • Becken- und Schultergurt vertauscht

    Richtig: Beim Anschnallen von Babyschalen wird der Fahrzeuggurt immer zuerst über das Beinende der Schale gelegt und dann in das Gurtschloss eingesteckt. Der verbleibende Diagonalgurt, der nach oben zur Lehne des Fahrzeugsitzes läuft, wird anschließend um das Kopfteil der Babyschale gelegt.
    Falsch: Werden Becken- und Diagonalgurt beim Anschnallen vertauscht, kann sich die Babyschale bei einem Frontalunfall aus dem Gurt drehen. Das Verletzungsrisiko fürs Baby ist dabei enorm hoch.

  • Gurt nicht in Führungshilfe eingelegt

    Richtig
    : Die Führungen für den Fahrzeuggurt sind bei Babyschalen blau bzw. bei den neuesten Modellen grün gekennzeichnet. Sowohl der Beckengurt (am Beinende der Babyschale) als auch der Diagonalgurt (am Kopfende der Babyschale) müssen in die vorgesehenen Führungen eingelegt werden.
    Falsch: Wird der Gurt nicht in die Führung eingelegt, kann dieser beim Unfall abrutschen. Die Schale wird dann nach vorn geschleudert, und das Baby kann schwer verletzt werden.

Alle Kindersitze im ADAC Kindersitztest

Alle vom ADAC geprüften Kindersitze finden Sie auf der Übersichtsseite des ADAC Kindersitztests. Hier können Sie mit der praktischen Filterfunktion ihre Suche schon passend auf Ihren persönlichen Bedarf eingrenzen.

Fehler bei integralen Kindersitzen

Crashtest mit einem falsch eingebauten Hosentraegergurt
Ist der Gurt zu lose, fliegt der Dummy nach vorn© ADAC/Test und Technik
  • Gurt zu lose

    Richtig
    : Je enger die Gurte anliegen, desto geringer ist der Ruck bei der Rückhaltung und desto kleiner ist die Gefahr eines Anpralls am Vordersitz. Kindersitze haben meist keine Automatikgurte, deshalb muss der Hosenträgergurt beim Anschnallen am Zentralgurt straff gezogen werden. Der Beckengurt sollte möglichst unter die Jacke des Kindes gelegt werden.
    Falsch: Wird der Gurt beim Anschnallen nicht festgezogen, ist die Verletzungsgefahr fürs Kind viel höher. Wie gefährlich es ist, wenn das Kind mit den Armen aus dem Hosenträgergurt schlüpft, zeigt das oben stehende Bild: Der Dummy fliegt nahezu ungebremst nach vorn – ein Kind würde mit dem Kopf an den Vordersitz prallen.

Fehler bei nicht integralen Kindersitzen

Kindersitz Crash Test im ADAC Testzentrum 2020
Liegt der Gurt unter der Schulter, hält er den Oberkörper nicht© ADAC Test- und Technik
  • Gurt nicht in der Führungshilfe

    Richtig
    : Die Führungen für den Fahrzeuggurt sind bei Kindersitzen, die in Fahrtrichtung eingebaut werden, rot bzw. bei den neuesten Modellen grün gekennzeichnet. Sowohl der Beckengurt (seitlich am Sitzkissen) als auch der Diagonalgurt (am Sitzkissen und an der Kopfstütze) müssen in die vorgesehenen Führungen eingelegt und straff gezogen werden.
    Falsch: Wird der Beckengurt nicht in, sondern über die Führung gelegt, verläuft er zu hoch über den empfindlichen Bauch des Kindes und überträgt die Belastung nicht über das Becken. Bei einem Unfall schneidet der Gurt in den Bauch ein und kann dabei schwere innere Verletzungen verursachen.

  • Rückenlehne falsch eingestellt

    Richtig: Um den Kindersitz an das wachsende Kind anzupassen, kann die Rückenlehne in der Höhe verstellt werden. Bei korrekter Einstellung wird der Kopf seitlich gut abgestützt, der Diagonalgurt liegt mittig auf der Schulter des Kindes.
    Falsch: Scheuert der Diagonalgurt am Hals (z.B. weil er aufgrund einer falsch eingestellten Rückenstütze nicht mittig über die Schulter verläuft), legen ihn manche Kinder unter die Achsel. Das erhöht das Verletzungsrisiko erheblich: Bei einem Frontalunfall wird der Oberkörper kaum zurückgehalten, der Kopf schleudert weit nach vorn, und der Diagonalgurt schneidet tief in den Bauch ein.

Video: Fünf größte Fehler beim Kindersitz-Einbau

ADAC Experte Christoph Pauly erklärt die häufigsten Fehler bei der Kindersitzmontage ∙ Bild/Video: © ADAC e.V.

Die Gurtsysteme beim Kindersitz

Kind sitzt im Kindersitz im Auto 2019
Ein Hosenträgergurt sollte möglichst stramm am Körper des Kindes sitzen© Shutterstock/Zatevahins

Für das Anschnallen des Kindes im Sitz stehen verschiedene Systeme zur Verfügung: Hosenträgergurte, Fangkörper und der Dreipunktgurt. Bei Kindersitzen mit eigenem Hosenträgergurt wird zwischen einem Drei- und Fünfpunktgurt unterschieden. Babyschalen haben meist einen Dreipunkt-Hosenträgergurt (Y-Gurt), dieser verläuft über die Schultern und wird zwischen den Beinen festgeschnallt.

Für Kleinkinder werden Kindersitze mit Fünfpunkt-Hosenträgergurt angeboten, er verläuft noch zusätzlich rechts und links um die Hüfte und wird über dem Bauch befestigt. Wichtig bei Systemen mit Hosenträgergurt: Die Gurte müssen immer möglichst eng am Körper des Kindes anliegen und der Körpergröße angepasst werden (Schulterhöhe). Der ADAC empfiehlt, dicke Jacken auszuziehen und das korrekt gesicherte Kind mit einer Decke zuzudecken, damit der Gurt optimal anliegt.

Baby schläft in einem Kindersitz im Auto
Der Rumpf des Kindes wird bei einem Unfall durch den Fangkörper abgefangen© iStock.com/splendens

Ein Kindersitz mit Fangkörper (Tischchen) wird immer in Fahrtrichtung und meist in Verbindung mit dem Dreipunktgurt des Fahrzeugs befestigt. Er darf in der entsprechenden Gewichtsklasse bzw. Größe des Kindes (siehe Bedienungsanleitung und Prüfsiegel) niemals ohne Tischchen verwendet werden. Der Vorteil bei Fangkörpersystemen liegt darin, dass die Nackenbelastungen bei einem Frontunfall etwas geringer sind als bei Hosenträgersystemen. Allerdings sollten rückwärtsgerichtete Kindersitze mit Hosenträgergurten vorwärts gerichteten Kindersitzen bis zu einem Alter von circa zwei Jahren immer vorgezogen werden. Alle Infos zu Reboardern lesen Sie hier.

Bei Sitzerhöhungen werden Kinder fast immer mit dem normalen Dreipunkt-Sicherheitsgurt des Fahrzeugs gesichert. Bitte achten Sie darauf, dass der Schultergurt mittig über die Schulter des Kindes verläuft und es beim Schlafen nicht aus dem Gurt fällt. Bei Bewegungen des Kindes muss der Schultergurt immer von der Gurt-Aufrollautomatik wieder straff gezogen werden.

Fachliche Beratung: Andreas Ratzek, ADAC Technik Zentrum

Viele weitere Tipps rund um das Thema Kindersicherung finden Sie beim ADAC Kindersitzberater.