Er war fast doppelt so stark wie alle anderen Renault 5 seiner Zeit und 23 cm breiter. Sein Motor saß nicht vorne, sondern hinter der strikt zweiköpfigen Besatzung. Und er konnte es locker mit Porsche, Quattro und Co aufnehmen ...
Ende der Siebzigerjahre gingen die Zeiten des gloriosen Lancia Stratos zu Ende und seriennähere Ford Escort oder Fiat 131 rückten mit ihren Rallye-Siegen ins Rampenlicht. Bei Renault aber glaubte man an die Stratos-Konzeption und stellte 1980 ein Rallye-Basisgerät mit Mittelmotor vor, den R5 Turbo.
Die Entwicklung begann 1976, ein Prototyp wurde in Paris im Oktober 1978 gezeigt, 1980 stand die Serienversion in der Startlöchern.
Mittelmotor
Frontantrieb war aus Sicht der Entwickler genauso wenig eine Option wie ein vorne liegender Motor, denn der Wagen sollte agil und traktionsstark sein, an Allradantrieb dachte man 1976 noch nicht. Vier Zylinder und 1,4 Liter Hubraum mussten reichen, wurden mit Turbolader aber in straßentaugliche 160 und für Renn- und Rallye-Zwecke in über 350 PS umgewandelt.
Renntechnik unter dem Blech
Zwar griff man bei der Grundkarosse auf die Basis des Renault 5 zurück, doch wurde mit der Motorverpflanzung kaum ein Stein auf dem anderen belassen. Bei der Vorderradaufhängung konnte man mit Dreieckslenkern noch auf den R5 Alpine zurückgreifen, für die Hinterräder, die vom längs und mittig eingebauten Vierzylinder über ein Fünfganggetriebe angetrieben wurden, aber gelangte eine Neukonstruktion mit Doppelquerlenkern zum Einsatz. Dicke TRX-Reifen sorgten für Seitenführung. Gelenkt wurde servolos via Zahnstange, gebremst über kräftige Scheiben an allen vier Rädern.
Individualität innen und außen
Für die Umgestaltung der Karosserie wandte man sich an Bertone und dort schwang Marcello Gandini seinen Zeichenstift. Die dicken Kotflügel, die Karosserieapplikationen und das bunte Interieur gehen auf das Konto des italienischen Designhauses.
Agiler als Quattro und 911
Die Zeitschrift «Auto Motor und Sport» verglich den Renault 5 Turbo im Sommer 1982 mit konzeptionell unterschiedlich aufgestellten Sportwagen wie Audi Quattro, Porsche 911, Porsche 944 und Mercedes-Benz 500 SL. Der Renault war fast in allen Disziplinen der Schnellste, gefolgt vom 911. Bei der Beurteilung der Beherrschbarkeit wendete sich allerdings das Blatt, denn auch die Testfahrer monierten starke Lastwechsel und die schwierig zu kontrollierende Agilität um die Mittelachse beim R5 Turbo. Die deutlichen Vorteile des Renaults bei Querbeschleunigung, Wedeln und Slalom bewiesen aber, dass die «Régie» mit dem Mittelmotorkonzept den richtigen Entscheid getroffen hatte.
Rallye-Gene im Alltag
Dass man es mit einem für den Rennsport geborenen Wagen zu tun hat, spürt man schon schnell nach dem Einstieg, spätestens aber dann, wenn man den Außenspiegel einrichtet und die breiten Kotflügeln hinten wahrnimmt. Entgegen der Befürchtungen startet der Motor einwandfrei und verfällt in einen ruhigen Leerlauf. Von hinten vernimmt man ein dumpfes Pochen, bei offenem Fenster hört man das Böllern des Auspuffs.
Die Sitzposition stimmt, Pedale und Schalthebel sind genau richtig positioniert. Die Gänge lassen sich exakt schalten, nur vom Temperament spürt man zunächst wenig, bis der Turbolader richtig ins Atmen kommt. Sind 3000 U/min überschritten, zieht ein Orkan durch das Triebwerk und man kommt kaum nach mit Schalten. Das macht Spaß! Es ist die Handlichkeit, die echte Freude am Fahren macht. Gerade einmal 3,7 Meter Außenlänge, kurze Überhänge und eine übersichtliche Kabine sowie gute Sitze erlauben ein exaktes Kontrollieren des R5. Man glaubt gerne, dass die meisten Konkurrenten Mühe hatten, dem Franzosen zu folgen, wenn er von kundiger Hand auf kurvigen Strecken gemeistert wurde.
Weitere Informationen, viele Bilder, Originalprospekte und ein Tonmuster finden sich auf
www.zwischengas.comNoch ein Youngtimer oder schon ein Oldtimer?
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