Youngtimer – Mercedes-Benz 500 SE (W126)
Spitzenklassen-Technologie zum günstigen Preis
Vor über 35 Jahren präsentierte Mercedes mit der S-Klasse der Baureihe W 126 die Limousine der Superlative, aerodynamischer, leichter und innovativer als die gesamte Konkurrenz. Ein Langzeitauto im wahrsten Sinne und noch heute taufrisch und als Fünfliter-V8 aus langjährigem Besitz zum Preis einer gebrauchten Vespa zu kaufen. Unmöglich? Nein, aber interessant!
Es war in den Achtzigerjahren der erste Mercedes mit V8, den ich je fuhr und ich war, als Fiat-Panda-Fahrer, überaus beeindruckt von der entspannenden Leistungsentfaltung und der stressfreien Bedienung des doch recht großen Wagens. Daran hat sich seither nichts geändert, auch heute noch strahlt der «Benz» Solidität und Sicherheit aus. Und auch die Funktionalität überzeugt.
Man sitzt hoch auf bequem gepolsterten Sitzen und genießt ein majestätisches Fahrgefühl, das so manchem moderneren Nachfolger abgeht.
Keine 5000 Euro kostet die dunkelblaue Limousine, weniger als eine gebrauchte Vespa. Dabei war die Baureihe W 126 von Mercedes-Benz einst «Spitzentechnologie und bester zeitgenössischen Automobilbau», wie die Autopresse damals schrieb. Die Entwicklung nahm fast acht Jahre in Anspruch, das Ziel war eine effiziente und sichere Limousine. Die Energiekrise und wachsendes Umweltbewusstsein empfahlen eine zurückhaltende statt protzige Optik und der Nutzwert sollte maximiert werden.
Aerodynamisch, aber auch schön?
Bruno Sacco zeichnete eine zeitlose Grundform und dann wurde an den Details getüftelt, bis am Ende ein cw-Wert von 0.36 herausschaute, viel besser als bei der direkten Konkurrenz von BMW und sogar besser als beim Citroën CX.
Vorgestellt wurde der Neue an der IAA in Frankfurt im September 1979. Nicht alle Betrachter an der Automobilausstellung in Frankfurt konnten sich am neuen Erscheinungsbild fast ohne Chrom dafür mit viel Kunststoff anfreunden.
Während 12 Jahren aber wurden über 800’000 Exemplare verkauft, was den W 126 zur erfolgreichsten S-Klasse überhaupt machte. So falsch konnte man also nicht gelegen haben. Die gesamte Autopresse verneigte sich sowieso vor der schnellen und qualitativ hochwertigen Limousine aus Sindelfingen, es gab fast nur Bestnoten.
Teuer
Die aufwändige Projektarbeit ging allerdings nicht spurlos am Preis vorbei. Hätte man mit dem Grundpreis von DM 51.127 für den 500 SE im Jahr 1980 noch leben können, so schockte die Aufpreisliste mit schierer Länge. Die Klimaanlage etwa kostete genauso extra, wie die Velourspolsterung oder Leder im Interieur. Auch Aluräder kosteten Aufpreis, Metallic-Farben sowieso. Das empfehlenswerte ABS wurde mit rund 2% Aufschlag veranschlagt, der Tempomat war ebenfalls nicht serienmäßig. Und selbst heute selbstverständliche Dinge wie einen rechten Außenspiegel oder elektrische Fensterheber mussten bei vielen Bauvarianten extra bezahlt werden.
35 Jahre später
240 PS auf 1,65 Tonnen Gewicht waren anfangs der Achtzigerjahre Spitzenklasse, Fünf Meter Länge und 1,82 Meter Breite galten als riesig, 15 bis 20 Liter Verbrauch als akzeptabel. Gut 30 Jahre später leistet ein VW Passat bereits mit einem Zweiliter-Diesel gleich viel, weicht aber auch bezüglich Größe und Gewicht nicht groß von der einstigen Spitzenklasse ab. Dafür läuft er etwas schneller und beschleunigt besser, verbraucht vielleicht gerade einmal ein Drittel an Treibstoff. Das ist Fortschritt! Auch sicherer sind die Autos geworden, allerdings war hier auch die S-Klasse sehr gut. Aber zwei Dinge können die Autos von heute auch nicht angehend so gut wie die Achtzigerjahre-Mercedes-Spitzenklasse, nämlich abrollen und dahinsäuseln. Selbst nach 35 Jahren überrascht der V8 mit beeindruckender Laufruhe und der Komfort stimmt noch heute. Ob allerdings die heutigen Autos in 30 Jahren so rüstig dastehen werden wie die S-Klasse ist fraglich. Und, stünde ich vor einer Reise nach Hamburg, so würde ich den Mercedes der Vespa immer vorziehen.
Weitere Informationen, viele Bilder und ein Tonmuster finden sich auf www.zwischengas.com.