Erinnern Sie sich noch? Vor gut 30 Jahren stellte Volkswagen mit dem GTI einen frontgetriebenen Kompaktsportler auf die Räder, an der sich die Konkurrenz aufrieb. Ford gab dafür sogar den Heckantrieb auf beim Escort.
Vor rund 50 Jahren, am 17. November 1967, wurde der erste Ford Escort - wie gewohnt mit Heckantrieb - gefertigt. Dreizehn Jahre später mussten auch die traditionellsten Escort-Fans umdenken, denn ab September 1980 verfügte die dritte Generation des kompakten Familienwagens neu über angetriebene Vorderräder und einen quer eingebauten Frontmotor. Der Durchmarsch des VW Golf liess sich einfach nicht ignorieren.
Komplett neu
Im Winter 1975 hatten die Entwicklungsarbeiten begonnen, das Ergebnis war ein moderner und gradlinig gestalteter Drei- oder Fünftürer mit dem ab sofort charakteristischen angedeuteten Stufenheck.
Alles war neu, und eigentlich hätten ihm viele Ford-Leute gerne einen neuen Namen gegeben. Doch der Codename «Erika» wollte nicht so recht passen, also blieb es bei Escort, das war sozusagen der kleinste gemeinsame Nenner.
Mit Frontantrieb, Einzelradaufhängungen rundum, aber vor allem mit der neuen CVH-Motorengeneration wurde ein neues Kapitel gestartet. Zwei Milliarden Mark hatte die Entwicklung gekostet, trotzdem kritisierte die Presse: «Gut, aber nicht perfekt».
Von Anfang an bot man leistungshungrigen Käufern eine sportliche Version an, die nun XR3 anstatt RS 2000 o.ä. hieß und die trotz Leistungsdefizit (96 beim Ford anstatt 110 PS beim VW Golf) in den Fahrleistungen dank guter Aerodynamik beinahe mit dem Wolfsburger mithalten konnte, aber eben nur beinahe.
Fortschrittliche Technik im RS 1600i
In schneller Folge erschienen neben dem XR3 weitere sportliche Modelle. Für den Breitensport wurde der RS 1600i entwickelt, der es 1982 mit Einspritzung immerhin 115 PS brachte. Mit DM 26.223 war der Evolutions-Escort nicht gerade günstig, war aber aufgrund der umfangreichen Umbaumaßnahme wohl gerechtfertigt.
Als Basis für den Rennsport bewährte sich der RS 1600i auf jeden Fall, aber taugte er auch für den Alltag? Die Zeitschrift Auto Motor und Sport wollte dies genau wissen und ließ den neuen Escort gegen den VW Golf GTI (1,8), den Fiat Ritmo Abarth 125 TC, den Mitsubishi Colt Turbo und den Renault 5 Alpine Turbo antreten. Für ein Verdrängen des Platzhirsches VW Golf GTI reichte die Talente des Ford Escort nicht und selbst vom Fiat Ritmo 125 TC musste sich der RS 1600i geschlagen geben.
Dies hinderte den RS 1600i aber nicht daran, von 1982 bis 1983 immerhin in 8659 Exemplaren verkauft zu werden.
Wer sich heute ans Lenkrad eines der raren Exemplare setzt, kann durchaus zufrieden sein. Der 35-jährige Veteran fühlt sich auch nicht wie ein altes Auto an, schon kurz nach dem Start verfällt der Vierzylinder in einen ruhigen Leerlauf, erfreut den Besitzer durch einen sportlichen Auspuffton, der nostalgische Erinnerungen an das Vergaserschnorcheln seiner Vorgänger vergessen lässt.
Man sitzt gut, freut sich über eine uneingeschränkte Rundumsicht und auch der Fahrwerkskomfort gibt zu keinen Klagen Anlass, man ist sich heute einfach deutlich Schlimmeres gewöhnt.
Der Frontantrieb wirkt sich im normalen Fahrbetrieb nicht als Spaßbremse aus, der Wagen fährt handlich und spurstabil um Kurven aller Art.
Nur auffallen will der kompakte, knapp über vier Meter lange Escort RS 1600i partout nicht, dazu sieht er einfach zu zeitlos und schlicht aus, vor allem in der dezenten Sonderfarben-Lackierung. Kenner aber wissen den schnellen Ford durchaus zu schätzen.
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