Er mag heute nicht mehr allen gefallen, Fahrvergnügen aber bereitet er jede Menge, nicht zuletzt dank seines «cuore sportivo»
Als Alfa Romeo im Jahr 1987 den Typ 164 vorstellte, waren seine Tipo-4-Geschwister Lancia Thema, Fiat Croma und Saab 9000 schon Jahre auf dem Markt. Trotzdem war der Alfa Romeo vermutlich der Interessanteste der vier Plattform-Autos.
Pininfarina statt ItalDesign
Enrico Fumia, Designer in Diensten von Pininfarina, gestaltete die Außenhülle des Alfa Romeo 164, die auf die gemeinsam mit Lancia, Fiat und Saab entwickelte technische Frontantriebs-Limousinen-Plattform Tipo 4 passen musste. Während die anderen drei Fahrzeugtypen bei ItalDesign entstanden, hatte sich Alfa Romeo für Pininfarina entschieden.
Der Alfa Romeo 164 wies ein fast schon geometrisch anmutendes Kleid auf, das kaum runde Linien offenbarte. Entlang der Flanke verlief auf Höhe der Gürtellinie ein deutlich sichtbarer Falz, in den sich auch die Heckleuchten integrierten.
Der keilförmigen Limousine wurde ein sehr guter Luftwiderstandsbeiwert nachgesagt, der mit cw 0.30 für ein Auto dieser Prägung niedrig lag.
«Bella macchina»
Während ein Großteil der technischen Plattform durch die Nutzung der Tipo-4-Plattform gegeben war, entschied sich Alfa Romeo beim Motor für eigene Aggregate. Als Spitzenmotorisierung kam der drei Liter große V6 zum Einsatz, den man bereits aus der Sei-Limousine und dem GTV6, aber auch aus dem Typ 75 kannte. Im 1987 vorgestellten 164 wurde der Motor quer eingebaut und viel schöner konnte man den klassisch konstruierten Motor kaum präsentieren.
Neben dem V6 wurden auch drei Vierzylinder (2.0 Turbo, 2.0 Twin Spark, 2.5 Turbo-Diesel) angekündigt.
Komplette Ausstattung und attraktive Preise
DM 45’200 verlangte Alfa Romeo für die Dreiliter-Version in Deutschland. Einen BMW 525i gab es zwar für gleich viel Geld, aber mit spürbar weniger Ausstattung. Ein Mercedes-Benz 300 E lag im Preis deutlich höher.
Für den Alfa sprachen zudem das serienmäßige ABS, elektrische Fensterheber rundum, eine elektrische Sitzverstellung und der eingebaute Skisack.
Begeisterung
Die schweizerische Automobil Revue gehörte zu einer der ersten Zeitschriften, die einen umfangreichen Test des 1390 kg schweren Alfa Romeo 164 publizieren konnten. «Neben einer gekonnten Gestaltung von Karosserie und Interieur besticht diese italienische Sportlimousine mit einem Temperament, das auch hohen Ansprüchen gerecht zu werden vermag, und sie wartet zudem mit vorbildlichem Verbrauch und interessanten Anschaffungskosten auf; kaum je zuvor hat sich ein großer Alfa Romeo in günstigerem Licht präsentiert», wurde der 164 gelobt.
Deutschlands Journalisten urteilten etwas weniger optimistisch, bemängelten Ergonomiemängel und eine stoßige Federung, doch auch die ADAC-Motorwelt-Tester befanden: “Trotzdem hat seit den Tagen der Giulia kein Alfa mehr Freude gemacht”.
Wolfgang König, für die Zeitschrift Auto Motor und Sport am Lenkrad drehend, hatte offensichtlich einen etwas schwereren Gasfuß, denn er verbrauchte 12,6 Liter im Durchschnitt und resümierte: “Ist der Alfa 164 also mehr als nur ein neues schönes Gesicht in der Autolandschaft? Er ist es, nämlich nicht nur schön, sondern auch schön sympathisch und ganz schön konkurrenzfähig.”
Auch heute noch viel Fahrfreude
Man kann die positiven Kritiken der damaligen Tester auch heute noch nachvollziehen, wenn man sich in den Alfa Romeo 164 setzt. Zwar sind die Sitze relativ weich gepolstert und nachgiebig, der Lenkradkranz etwas dünn und die Kunststoffe nicht ganz so hochwertig, wie man das heutzutage erwartet, aber beim Fahren würde man kaum auf die Idee kommen, in einem doch immerhin 25-jährigen Wagen zu sitzen. Sitzposition, Fahrgefühl, Schaltung und Pedalerie überzeugen. Der V6-Motor ist eine wahre Freude, er klingt gut und hängt schön am Gas. Vom Temperament her muss man sich nicht verstecken und bezüglich Übersichtlichkeit und Handling wirkt der Klassiker manchem Auto von heute zumindest ebenbürtig.
Wie stand es doch im Prospekt? «Der Alfa Romeo 164 ist ein außergewöhnlich temperamentvolles Auto mit einer Linie, die sich auch äußerlich perfekt seinen Besonderheiten anpasst und seine Eleganz nachhaltig unterstreicht.»
Weitere Informationen, viele Bilder und die damalige Verkaufsliteratur finden sich auf
www.zwischengas.com
In der ADAC Motorwelt: ADAC Motorwelt Nr. 1 vom 1. Januar 1989 - Seite 14: Test Alfa Romeo 164 - Bella macchina