Wie sollte denn das funktionieren? Als Heinrich Jebens (1895 bis 1958), Gründer und Direktor des Deutschen Erfinderhauses (1927 bis 1933) in Hamburg, während einer USA-Reise 1930 außer Thomas Alva Edison auch Tesla aufsuchte, lud dieser ihn zu einer Autofahrt der besonderen Art ein.
Nach einer Bahnfahrt von New York nach Buffalo zeigte Tesla dort seinem deutschen Gast „unter strenger Verschwiegenheit sein in Arbeit befindliches Auto..., das nach einem seiner früheren Patente mit Aether-Energie angetrieben wird“. So zumindest verfasste Heinrich Jebens eine „streng vertrauliche Aktennotiz“ vom 9. Dezember 1930, die sein Sohn Klaus (geb. 1925) im väterlichen Nachlass erst 2001 entdeckte und 2006 veröffentlichte.
Bei dem Auto handelte es sich um ein Modell der in Buffalo ansässigen Prestige-Marke Pierce-Arrow, bei dem Tank, Auspuffanlage und Benzinmotor entfernt worden waren. Unter Anleitung von Tesla hatten Pierce-Arrow und die Westinghouse Electric & Mfg Co. einen kollektorlosen Wechselstrommotor von etwa 55 kW eingebaut. Getriebe, Kardanwelle, Differenzial und Hinterrad-Antriebswellen wurden belassen wie auch die Batterie, die Beleuchtung, Hupe und Scheibenwischer speiste.
Statt mit Akkumulatoren verdrahtete Tesla den Wechselstrommotor mit einem Konverter, der im Beisein von Heinrich Jebens einem Koffer entnommen und „auf der Beifahrerseite fest montiert ... (und) an einer antennenmässigen Stange an der Rückseite des Wagens angeschlossen wurde.
Jebens weiter: „Ich setzte mich auf den Hintersitz. Mr. Tesla nahm Platz auf dem Beifahrersitz, wo er zwei aus dem Konverter herausragende Hebel betätigte. Dann hörte man deutlich den Motor laufen. ‚Nun haben wir Energie’, äußerte Mr. Tesla. Er beauftragte den Monteur, eine Fahrt zu den (32 km entfernten) Niagara-Fällen zu unternehmen“.
Dort hatte die Niagara Falls Power Co 1897 ein hydro-elektrisches Kraftwerk mit Turbinen und Westinghouse-Wechselstromgeneratoren installiert. George Westinghouse hatte zuvor Teslas Wechselstrom-Patente für 15 Millionen US-Dollar gekauft.
„Das Auto fuhr wie mit unsichtbarer Kraft“, wunderte sich Jebens. „Mir fiel auf, dass der Motor auf das Gasgeben noch nicht richtig reagierte. Das Auto fuhr immer mit sehr hoher Drehzahl. Auf meine Frage äußerte Mr. Tesla, dass dieses noch nicht vollständig fertig sei. Es würde noch einige Zeit in Anspruch nehmen“. Wieder nach Buffalo zurückgekehrt, baute der Monteur den Konverter aus und legte ihn in den Koffer, „wobei Mr. Tesla erwähnte, dass die Zeit für diese Technik noch nicht reif sei. Benzin gab es reichlich und kostete weniger als umgerechnet 15 Pfennige pro Liter“.
Abends, „im regen Gespräch mit Mr. Tesla, erfuhr ich ... dass ... er die richtig erkannte Aetherenergie von elektromagnetischen Wellen in elektrische Spannung umformte, die überall auf der Erde und in der Welt vorhanden ist ... Nach seiner Erklärung ist es gar nicht so schwierig, diese Kraft anzuzapfen und nach Veränderung durch einen Konverter zu nutzen, von der es unsagbare Mengen an Energie gibt. Es muss nur der richtige Weg gewählt werden, über den er noch nicht sprechen möchte... Sie (die Energie) ist sehr billig, weil sie praktisch nichts kostet. Aber zurzeit stecken die Ölfirmen dahinter, diese neu gefundene Energie noch nicht zu nutzen, um das Geschäft mit dem Erdöl vorerst ausnutzen zu können“.