Die erzielbaren Reichweiten faszinierten auch die Flugzeugbauer. Hans von Oheim und die US Air Force, General Electric, Lockheed, De Havilland und die Sowjets beschäftigten sich während der 1950er Jahre mit atomgetriebenen Militär- und Passagiermaschinen, bis sich der Schwerpunkt der Entwicklung auf die Raketentechnik verlagerte.
In der westlichen Welt scheint nur ein Flugzeug mit Atomreaktor in der Luft gewesen zu sein. Er lieferte allerdings keine Leistung für den Antrieb der Motoren, sondern flog nur als Studienobjekt mit.
Atomantrieb auch für Autos? General Motors hielt 1957 vorsorglich einen zehnwöchigen Lehrgang für Auto-Ingenieure über den Umgang mit Radioisotopen ab. Ein Jahr später zeigte Ford einen Personenwagen mit überlangem Heck. Zwischen den lang auslaufenden Seitenteilen hing ein bleiummantelter Behälter, in dem ein Reaktor untergebracht war. Der im Science Fiction-Stil gehaltene und Nucleon genannte Dreisitzer sah nie die Straße – Ford begnügte sich dankenswerterweise mit einem Modell, das nicht funktionierte.
Bliebe noch Robert Gilmore LeTourneau, Philanthrop und Pionier des gleislosen Erdbaus, der nicht nur mit seinen Bau- und Erdbewegungsmaschinen Geschichte schrieb, sondern auch mit vielachsigen, geländegängigen Alaska- und sonstigen Zügen. Einer davon, ein 52-rädriger Geländezug, sollte 1959 wahlweise mit konventionellem oder Atomantrieb erhältlich sein. Zum Nuklearantrieb kam es nicht.
Der Atomantrieb für Straßenfahrzeuge war damit vom Tisch, unglücklicherweise jedoch nicht die stationäre Atomstromversorgung. Statt in eine strahlende Zukunft haben uns schmalspurige Wissenschaftler, beschränkte Militärs, skrupellose Kernkraftbetreiber und verblendete Politiker scheinbar in eine verstrahlte Sackgasse geführt.
Dumm gelaufen: Im Gegensatz zu Goethes Zauberlehrling können wir keinen Meister mehr um Hilfe anrufen. Womit wir wieder bei den Dichtern angelangt wären. Die sind harmloser als die Denker.
Bildquellen: Deutsches Museum, Hobby, Archiv Eckermann
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