Lärm = Stress = Krank!

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Zurück in der Natur, und fernab von allen Geräuschen der Städte und Straßen sind unsere Ohren schon beinahe irritiert von der Ruhe, die uns umgibt. Nicht zu Unrecht fühlen wir uns nach einem ruhigen Wanderwochenende in der Natur häufig wie neu geboren. Ziehen wir doch aus der Stille einen enormen Erholungseffekt, der uns vielleicht gar nicht so bewusst ist.
Hintergrund ist, dass wir den alltäglichen Lärm, der uns zum Beispiel als Verkehrs- oder Baulärm umgibt, beinahe bis gar nicht mehr wahrnehmen. Erst das Fehlen schafft sozusagen das Bewusstsein für Lärm. Aufgrund des starken Gewöhnungseffektes ist Lärm ein unterschätzter Belastungsfaktor, vor allem für diejenigen, die ihm dauerhaft oder vielleicht sogar jahrelang ausgesetzt sind.

Ist Lärm immer gleich Lärm? Prof. Philip Leistner hat die Antworten

Was ist Lärm?
Eine einfache Definition ist recht verbreitet: Lärm ist unerwünschter Schall. Sie funktioniert aber nur, wenn sich (fast) alle über unerwünschte Geräusche einig sind. Eine weitere Lärmdefinition bezieht sich auf die gesundheitlichen Folgen von Schall, die von Hörschäden über Erkrankungen bis zu psychischen und sozialen Konsequenzen reichen können. Aus diesen Folgen resultieren schließlich viele differenzierte Definitionen und auch Regelungen zum Thema Lärm und Lärmschutz.

Wie wird Lärm subjektiv empfunden?
Die Wirkung von Schall hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen geht es um die Frage, wie laut ist das Geräusch und wie lange ist ihm jemand ausgesetzt? Zum anderen geht es auch um eine persönliche Einstellung zur Lärmquelle. Dazu ein Beispiel: laute Musik kann begeistern, kann aber auch als ohrenbetäubender Lärm eingestuft werden, das kommt sehr auf den Empfänger und sein persönliches Empfinden an. Ähnlich ist es auch bei Motorradfans, für die wiederrum das Geräusch des Motorrades als Sound empfunden wird und wohl niemals als Krach. Das heißt, wer Motorrädern gegenüber kritisch eingestellt ist, den wird diese Geräuschkulisse eher stören und stressen. Ebenfalls wichtig für das Lärmempfinden ist der Kontext des Hörers – ist er entspannt oder konzentriert, möchte er einschlafen oder möchte er seine sonntägliche Ruhe genießen.

Wenn Lärm subjektive Komponenten hat, gibt es dann eine allgemeingütige Grenze bzw. ab wann ist Lärm unzumutbar (Dezibelgrenze)?
Eine Lärmobergrenze ist spätestens dann erreicht, wenn eindeutig die Gesundheit gefährdet ist. So sind z.B. für Arbeitsplätze 80 dB(A) ein Pegelwert, dem Betroffene nicht dauerhaft ausgesetzt sein dürfen. Bei Büroarbeit wird die Grenze aber deutlich niedriger angesetzt, um Konzentration zu ermöglichen und Stress zu vermeiden. Noch leiser muss es sein, um ruhig und gesund schlafen zu können. Allein diese Beispiele verdeutlichen, dass wir mit einer einzigen Lärmdefinition oder -grenze nicht auskommen, sondern unsere akustische Umgebung gemeinsam, bewusst und ganzheitlich bewerten, behandeln und gestalten sollten.

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Lärm und seine Folgen für die Gesundheit. Dominik Krüger informiert

Welche konkreten und ungeahnten Folgen Lärm für unsere Gesundheit haben kann, erklärt Dominik Krüger, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sachgebiet Umwelt- und klimabezogenen Gesundheitsschutz.

Lärm gilt als Risikofaktor für verschiedene Gesundheitsstörungen und Erkrankungen.
Lärm selbst kann in verschiedene Arten, eingeteilt werden. Man unterscheidet Industrie- und Gewerbelärm, Verkehrslärm, Sport- und Freizeitlärm sowie Nachbarschaftslärm.
Industrie-, Gewerbe-, Sport- und Freizeitlärm liegt eher lokal begrenzt in teilweise extremen Lautstärken vor und kann Gehörschäden verursachen. Während man diesen leicht durch Wechsel der Lokalität, Gehörschutz oder zeitliche Begrenzung reduzieren kann, liegt die Sache beim Verkehrslärm etwas anders. Dieser gilt als Hauptursache für flächendeckende niedrigschwelligere Lärmbelastung und ist nicht so leicht zu umgehen.

In wissenschaftlichen Studien wurden verschiedene Symptome mit langandauernder Lärmbelastung in Verbindung gebracht. Hierunter zählen laut Weltgesundheitsorganisation hauptsächlich Herzkreislauferkrankungen, aber auch Schlaf- und Konzentrationsstörungen und generelle Beeinträchtigung der Lebensqualität gepaart mit dem entsprechenden Ärger.

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