Tesla Model Y: Elon Musks kompaktes Elektro-SUV im ADAC Test

Der Tesla Y fahrend von vorne auf einer Landstraße zu sehen
Tesla Model Y: Das SUV hat große Ähnlichkeit mit dem Model 3© ADAC/Lena Willgalis

Mit Fabriken in den USA, China und Deutschland ist das Tesla Model Y zwischenzeitlich zum meistverkauften Auto der Welt aufgestiegen. Was macht ihn so begehrt? ADAC Test der Maximum Range-Version, Infos, Daten, Bilder.

  • Elektro-SUV mit Praxis-Reichweite von 415 Kilometern

  • Antrieb und Raumangebot top

  • Preissenkungen sichern Verkaufserfolge ab

Jetzt ist es amtlich. Das Tesla Model Y war im ersten Quartal 2023 das meistverkaufte Auto der Welt. Bezogen auf alle Antriebsarten, nicht nur bezogen auf Elektroautos. Mit 267.200 verkauften Exemplaren hat das Model Y alles, was Toyota, Volkswagen, GM oder Ford im Namen trägt, hinter sich gelassen. Das zeigt, wie sehr Tesla die Automobilwelt binnen weniger Jahre durcheinander gewirbelt hat.

Auf drei Kontinenten der Welt betreibt Tesla Fabriken mit hohen Produktionskapazitäten. Damit die Werke in den USA, in China und in Deutschland (Grünheide) gut ausgelastet werden, senkt Tesla sogar hier und da die Preise – und die Konkurrenz reibt sich verwundert die Augen.

Nach einem kräftigen Preisnachlass zu Beginn des Jahres 2023 bietet Tesla das Basismodell des Model Y für knapp über 47.500 Euro an. Für das zuletzt getestete Model Y Maximum Range AWD mit 378 kW/514 PS sind aktuell knapp 58.000 Euro fällig. Im Vergleich mit Elektroautos ähnlicher Leistung sind das sehr attraktive Preise.

Die für den europäischen Markt bestimmten Model Y wurden zunächst noch in Schanghai gefertigt, auch der ADAC Testwagen stammt von dort. Die Verarbeitungsqualität – zuvor oftmals ein großer Kritikpunkt bei Tesla-Modellen – profitiert erkennbar von der chinesischen Sorgfalt. Die Karosseriequalität ist tadellos, auch das Interieur hinterlässt einen soliden und wertigen Eindruck. Inzwischen liefert die Gigafactory in Grünheide die Model Y für Deutschland.

Kraftvolles Elektro-SUV mit viel Platz

Der Tesla Y fahrend von der Seite zu sehen
Die kurze Motorhaube schafft Platz für den Innenraum des Tesla Model Y© ADAC/Lena Willgalis

Auf den ersten Blick wirkt das Model Y vertraut – schließlich basiert es auf dem schon länger erhältlichen Model 3 und teilt sich mit der Schräghecklimousine zwei Drittel der Komponenten. Doch so bekannt einem die Form erscheint: Das Format ist neu. Mit rund 4,75 Metern ist das Model Y 6 Zentimeter länger als das Model 3, 7 Zentimeter breiter und vor allem 18 Zentimeter höher. Zum Vergleich: Der VW ID.4 (ab 46.335 Euro) ist mit 4,58 Metern Länge etwas kürzer geraten.

Auch wenn es nicht so bullig auftritt wie viele andere SUVs, bietet das Model Y spürbar mehr Platz für vier Insassen samt Gepäck als das Model 3. Anhänger von bis zu 1600 Kilogramm können an den Haken genommen werden. Die erlaubte Zuladung beträgt 565 Kilogramm. Das reicht selbst bei fünf Personen samt deren Gepäck. Und bequemer einsteigen und besser rausschauen als beim Model 3 kann man dank der höheren Sitzposition auch.

ADAC Redakteur Jochen Wieler sitzt auf der Rücksitzbank des Tesla Y
Tesla Model Y: Mehr Platz im Vergleich zum Model 3© ADAC/Lena Willgalis

Den Unterschied merkt man vor allem hinten: in der zweiten Reihe, weil es hier auch für sehr groß gewachsene Personen ausreichend Kopffreiheit gibt und man die dreigeteilte Lehne in der Neigung verstellen kann.

Und im Kofferraum, weil die Klappe groß ist, bis ins Dach reicht und darunter laut Tesla über 2000 Liter passen, wenn man die Sitze flachlegt. Nach ADAC Messmethode sind es gute 420 bis 1380 Liter. Dazu kommt ein zusätzliches Fach unter dem Kofferraumboden mit 105 Liter Volumen sowie das "Frunk" genannte Staufach unter der Haube vorn. Hier passen noch einmal 80 Liter hinein. Das Platzangebot im Model Y ist zweiffellos gut.

Bedienung mit hoher Ablenkung

Kommen wir zum Kapitel Bedienung – ein von Anfang an umstrittenes Thema bei Tesla. Hintergrund: Bis auf die Fensterheber in den Türen und die zwei Drehwalzen im Lenkrad gibt es keine Knöpfe. Nahezu alles, was es zu bedienen gibt, geschieht über den Touchscreen, der größer ist als die meisten Tablet-Computer und zugleich als Fenster in eine umfassende Infotainment-Welt fungiert. Das sieht zwar klasse aus. Allerdings geht diese Reduktion mit einem enormen Ablenkungspotenzial vom Verkehrsgeschehen einher.

Immerhin kann man sich zumindest teilweise mit der Sprachsteuerung behelfen, mit deren Hilfe sich einige Funktionen steuern lassen und die keine standardisierten Sprachbefehle verlangt. Trotzdem: Bei der Bedienbarkeit schneidet das Model Y mit der Testnote 3,6 ("ausreichend") unter allen abgeprüften Kriterien am schlechtesten ab.

Bildergalerie: Tesla Model Y

Viel Fahrspaß, gute Reichweite

Der Tesla Y steht an einer Ladestation
Die Tesla-Supercharger stehen meist an den Autobahnen© ADAC/Lena Willgalis

Herausragend gut ist das Tesla Model Y hinsichtlich Fahrleistungen und Fahrspaß. Schon die Maximum-Range-Version überzeugt mit einem Sprintwert von 5,0 Sekunden und einem Spitzentempo von 217 km/h. Damit lässt das Model Y viele Stromer in diesem Segment und selbst die meisten Verbrenner lässig hinter sich. Wer stattdessen den Performance bestellt, kann sich über 3,7 Sekunden für den Standardsprint und 250 km/h Spitze freuen. Er muss aber auch die Summe von 63.700 Euro auf den Tisch blättern.

Der Stromverbrauch im ADAC Ecotest hatte bei dem ersten Testwagen 2021 noch 22,6 kWh/100 km inklusive Ladeverluste betragen. Das jüngst getestete Exemplar kommt auf 21,2 kWh. Dank des 79 kWh (netto) großen Akkus schafft das Model Y Maximum Range AWD im aktuellen ADAC Test eine Reichweite von gut 415 Kilometern.

Geladen werden alle Modelle am Tesla-eigenen Supercharger-Netz, das inzwischen hervorragend ausgebaut ist. Die Routennavigation des Fahrzeugs plant Ladestopps zudem perfekt ein. Keine Frage: In diesem Punkt ist Tesla allen anderen Herstellern von Elektroautos meilenweit voraus.

Die maximale Ladeleistung am Supercharger soll 250 kW betragen. Im ADAC Autotest, wo an einer "normalen" 300-kW-Säule geladen wird, kam das Model Y kurzzeitig auf eine Spitzenleistung von 191,5 kW. Die durchschnittliche Ladeleistung des Model Y liegt hier bei 122,7 kW. Das sind durchaus ansehnliche Werte. Die Messlatte legt aktuell der Mercedes EQS 450+, der binnen 30 Minuten Strom für eine Reichweite von 423 Kilometern nachlädt. Ein Hyundai Ioniq 5 lädt 345 Kilometer in einer halben Stunde, wie der ADAC bei den Tests zum HPC-Laden gemessen hat. Das Model Y schafft mit der Schnellladung beim ADAC Autotest 295 Kilometer.

Top Fahrverhalten, Federung mau

Der Tesla Y fahrend von hinten zu sehen
Von hinten wirkt das Model Y wie ein höhergelegtes Model 3© ADAC/Lena Willgalis

In Sachen Fahrdynamik zeigt sich das Model Y fehlerlos und fährt stabil durch den extremen Ausweich-Parcours. Die erreichbaren Kurven-Geschwindigkeiten sind hoch, bevor der Tesla im Grenzbereich gut kontrollierbar über die Vorderachse schiebt. Selbst unter Lastwechseln bleibt er der vom Fahrer gewählten Linie treu. Die Traktion ist aufgrund der beiden angetriebenen Achsen und der sehr sensiblen Antriebsschlupfregelung tadellos.

Kehrseite der Medaille: ein recht straff abgestimmtes Fahrwerk, das auf jedem Meter zu spüren ist. Über Hindernisse wie Kanaldeckel rumpelt das SUV daher recht unsanft hinweg. Die großen und schweren 19-Zoll-Räder (alternativ sind auch 20-Zöller zu haben) tragen ihren Anteil zum spröden Abrollkomfort bei.

Durch die extrem direkt übersetzte Lenkung ist das Model Y auf der Autobahn recht nervös. Auch wer nur entspannt geradeausfahren möchte, muss oftmals die Spur korrigieren. Auch das schmälert den Fahrkomfort etwas.

Und so fällt das Urteil in diesem Kapitel zwiespältig aus: Das Model Y gleitet eindeutig weniger gediegen dahin als ein Audi Q8 e-tron oder ein Mercedes EQC. Nein, das Model Y will engagiert gefahren werden. Dafür ist es trotz des hohen Schwerpunkts auch in engen Kurven nicht aus der Ruhe zu bringen. Da macht das Auto richtig Spaß.

360-Grad-Blick in den Innenraum

Kritische "Autopilot"-Funktion

Der Tesla Y fahrend von vorne auf einer Landstraße zu sehen
Auch auf Landstraßen bereitet das Model Y viel Fahrspaß© ADAC/Lena Willgalis

Serienmäßig ist das Model Y mit dem Basis-Autopiloten mit Notbremssystem samt Kollisionswarnung, radarbasierter adaptiver Geschwindigkeitsregelung sowie einem Spurhalteassistenten und dem Totwinkelwarner ausgestattet. Mit dem "Enhanced Autopilot"
(gegen 3800 Euro Aufpreis) kann das Model Y selbsttätig die Fahrspur wechseln, wenn man den Blinker betätigt und das Auto meint, dass auf der Nachbarspur genug Platz ist. Hat man ihn auf eine höhere Geschwindigkeit gestellt, als man aufgrund des Verkehrs auf der eigenen Spur gerade fahren kann, macht der Wagen Vorschläge zum Spurwechsel.

Das "volle Potenzial für autonomes Fahren" oder bei Tesla auch "FSD – Full self driving" genannt, kostet saftige 7500 Euro Aufpreis. FSD enthält aktuell eine Ampel- und Stoppschilderkennung – sowie das seit Langem formulierte Versprechen, "in naher Zukunft" einen City-Lenkassistenten zu erhalten. Allerdings warten zahlreiche Kunden schon seit Jahren auf das Einlösen dieses Versprechens.

Es braucht sowohl Verantwortungsbewusstsein wie auch eine Menge technische Voraussetzungen, damit hochautomatisiertes Fahren gelingt – und zu allererst eine sehr gute Umfelderkennung.

Dafür war im Tesla Model 3 und Y neben etlichen Parksensoren und acht Kameras zusätzlich ein Frontradar verbaut. Im Laufe des Jahres 2022 hat Tesla aber entschieden, auf den Frontradar bei neu produzierten Fahrzeugen zu verzichten. Bei älteren Fahrzeugen wurde die Funktion kurzerhand per Software-Update abgeschaltet. Etwas später entfielen auch die Ultraschallsensoren. Bis die Kamerasoftware ("vision only") fertig programmiert ist, sind die Funktionen Einparkhilfe, Autoparken und Herbeirufen nicht verfügbar.

Aber es ist wie mit den geänderten Verkaufspreisen: Ohne vorher angekündigt zu werden, kann es jederzeit passieren, dass Tesla plötzlich etwas Neues aus dem Hut zaubert. Wir werden sicher noch häufiger überrascht von Elon Musk und seinen Strategen.

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Tesla Model Y: technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Tesla Model Y Maximum Range AWD (ab 09/21)

Motorart

Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

378

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

514

Drehmoment (Systemleistung)

493 Nm

Antriebsart

Allrad

Beschleunigung 0-100km/h

5,0 s

Höchstgeschwindigkeit

217 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

533 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

16,9 kWh/100 km

Batteriekapazität (Netto) in kWh

79,0

Ladeleistung (kW)

AC:11,0 DC:250,0

Kofferraumvolumen normal

854 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

2.158 l

Leergewicht (EU)

2.054 kg

Zuladung

565 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg

Anhängelast gebremst 12%

1.600 kg

Garantie (Fahrzeug)

4 Jahre oder 80.000 km

Länge x Breite x Höhe

4.751 mm x 1.921 mm x 1.624 mm

Grundpreis

52.490 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

Tesla Model Y Maximum Range AWD

Überholvorgang 60 – 100 km/h

2,3 s

Bremsweg aus 100 km/h

34,5 m

Wendekreis

12,6 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

21,2 kWh Strom/100 km, 106 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

****

Reichweite

415 km

Innengeräusch bei 130 km/h

68,1 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1986 / 633 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

420 / 850 / 1380 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

Tesla Model Y Maximum Range AWD (ab 09/21)

Karosserie/Kofferraum

2,4

Innenraum

2,5

Komfort

2,6

Motor/Antrieb

0,8

Fahreigenschaften

2,2

Sicherheit

2,1

Umwelt/EcoTest

1,7

Gesamtnote

2,0
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

Video: So fährt die Performance-Version des Model Y

Motorjournalist Lars Hönkhaus war für den ADAC im Tesla Model Y unterwegs ∙ Bild: © news to do GmbH, Video: © ADAC e.V.

Text: Thomas Geiger, Rudolf Huber, Wolfgang Rudschies

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