Test Suzuki Vitara: Wie sparsam ist der Mini-SUV als Hybrid?

Ein gelber Suzuki Vitara fährt über eine Brücke
Der Vitara ist der Klassiker im Suzuki-Programm© Suzuki

Seit mehr als 30 Jahren mischt der Suzuki Vitara bei den Mini-SUV mit. Die vierte Modellgeneration wurde Anfang 2022 überarbeitet. Wichtigste Änderung: Zum Benziner mit Mildhybrid-Technik gesellte sich ein Vollhybrid. ADAC Test, Preise, Daten

  • Mildhybrid-Benziner mit 129 PS im Test

  • Vollhybrid-Benziner im Fahrbericht

  • Preis: ab 25.850 Euro

Praktisch alle Hersteller setzen derzeit mit viel Aufwand ihre Antriebe unter Strom. Das Motto:
Verbrauch und Emissionen müssen runter. Auch Suzuki sah akuten Handlungsbedarf und griff 2020 zu einem radikalen Schritt: Der an sich recht moderne 1,0-Liter-Dreizylinder mit 111 PS fiel ersatzlos weg. Stattdessen wurde der Traditionalist unter den SUV von einem mild hybridisierten Vierzylinder-Benziner mit 1,4 Liter Hubraum angetrieben.

Diesen Motor hat der ADAC in seinem umfangreichen, 300 Punkte umfassenden Testprozedere unter die Lupe genommen. Seit März 2022 gibt es nun noch eine zweite Motorisierung: einen Vollhybriden. Doch dazu weiter unten mehr und zunächst zum getesteten Mildhybrid.

Was kann der Suzuki Vitara als Mildhybrid?

129 PS weist das Datenblatt für den Mildhybrid aus, der sich offiziell "1.4 Boosterjet Hybrid" nennt. Allerdings bekommt der Benziner etwa beim Anfahren Unterstützung: Der 10 kW starke Elektromotor im integrierten Startergenerator (ISG) soll für zusätzlichen Schub sorgen, ehe bei etwa 2000 U/min der Turbolader in Aktion tritt. Zum Mild-Hybrid-System gehören außerdem noch eine kleine 48-Volt-Lithium-Ionen-Batterie und ein DC/DC-Wandler, der die höhere Spannung fürs 12-Volt-Bordnetz runterregelt.

Der 129 PS starke Turbobenziner sorgt für muntere Fahrleistungen. Die Elastizitätsmessungen zeigen, dass die Kombination mit dem kleinen E-Motor von Erfolg gekrönt ist: Selbst im sechsten Gang braucht der Vitara von 60 auf 100 km/h nur respektable 13,5 Sekunden. Dreht man die Gänge voll aus, erledigt der Japaner den Zwischenspurt von 60 auf 100 km/h in zügigen 5,4 Sekunden, von 80 auf 120 km/h braucht er 7,7. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h gibt Suzuki nicht an, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 190 km/h.

6,4 Liter Testverbrauch für den Mildhybrid

goldener Suzuki Vitara steht vor Gebauede
Die Heckleuchten des Suzuki Vitara sind ganz in Rot gehalten© Suzuki

Laut Suzuki steht unterm Strich ein maximales Drehmoment von 235 Nm bei 2000 U/min zur Verfügung. Und beim kombinierten WLTP-Normverbrauch der Frontantriebs-Versionen stehen 5,9 Liter in der Tabelle. Doch ist der aktuelle Antrieb wirklich sparsam und sauber? Im ADAC Ecotest schaffte der Vitara einen Durchschnittsverbrauch von noch akzeptablen 6,4 Litern. Damit verbunden ist eine CO₂-Bilanz von 175 g pro Kilometer. Für einen Benziner ist das nicht schlecht.

Die Schadstoffanteile im Abgas des Vitara 1.4 Boosterjet Hybrid sind weitgehend gering, allerdings ergibt sich ein erhöhter CO-Ausstoß (Kohlenmonoxid) im Autobahn-Zyklus. Auch ist der Partikelausstoß nicht so niedrig, wie man das angesichts der Reinigung durch einen Otto-Partikelfilter erwarten würde. Die Folge: Es gibt nur drei von fünf möglichen Ecotest-Sternen.

Der Suzuki Vitara als Vollhybrid

Ein gelber Suzuki Vitara fährt auf einer Strasse, von hinten aufgenommen
Der Vitara ist ein Kleinwagen-SUV© Suzuki

Ob die zusätzliche Vollhybridversion ("1.5 Dualjet Hybrid") des Vitara eine bessere Figur abgibt? Das wissen wir leider erst, wenn er den ADAC Ecotest durchlaufen hat. Denn bisher konnten wir lediglich eine kurze Testrunde damit drehen. Ein 24 kW starker Elektromotor sorgt im Zusammenspiel mit einem 75-kW-Benziner für eine Systemleistung von 85 kW/115 PS. Anders als bei der Mildhybridversion ist die Elektrounterstützung zumindest in manchen Fahrsituationen zu spüren. Eine Zone 30 etwa lässt sich bei sanftem Gasfuß zum Beispiel völlig ohne Verbrenner durchfahren.

Bei schnellerer Fahrt schaltet sich aber flugs wieder der Benziner zu – für eine längere Strecke rein elektrisch ist die Hybridkonstellation schließlich nicht gemacht. Die Antriebsbatterie ist nur 0,84 kWh groß und füllt sich beim Bremsen, extern kann der Vitara aber nicht geladen werden. Er ist ja auch kein Plug-in-Hybrid.

Kombiniert wird der Antrieb mit einem automatisierten Schaltgetriebe, dessen Schaltpausen über den Einsatz des Elektromotors überbrückt werden sollen. Das klappt gut, so lange das Gaspedal nicht ganz durchgetreten wird. Bei Volllast sind dagegen leichte Schaltpausen zu spüren. An Leistung mangelt es dem Motoren-Duo nicht, man ist ausreichend flott unterwegs. Verbrauch laut Bordcomputer bei gemischter Fahrweise: 5,6 Liter Super auf 100 Kilometer.

Allradantrieb optional: Selten bei Mini-SUV

Wie bisher gibt es auch neben der Version mit Vorderradantrieb auch eine „Allgrip“-Allradvariante mit den vier Fahrmodus-Einstellungen „Snow“, „Auto“, „Sport“ und „Lock“, Letztere mit fixer 50:50-Kraftverteilung. Dank Allradantrieb hat die Traktionskontrolle nicht viel zu tun, der Vitara ist damit auch im Winter zuverlässig unterwegs. Seitenneigung und Aufbaubewegungen bewegen sich im üblichen Rahmen.

Problemloses Fahrverhalten im ADAC Ausweichtest

Das problemlose Fahrverhalten zeigt der Japaner ebenso im ADAC Ausweichtest. Hier durchfährt er die Gassen sicher und gut kontrollierbar. Die ESP-Eingriffe sind effektiv, das SUV lässt sich nicht wirklich aus dem Konzept bringen.

Die Preisliste startet bei 25.850 Euro für den frontgetriebenen Vitara Club, die Version Comfort (ab 27.050 €) gibt es für 1850 Euro Aufpreis auch mit Allradantrieb und beim Comfort+ (ab 31.600 €) ist die Kraft auf alle Viere immer dabei. Der Vollhybrid ist ab 30.050 Euro zu haben.

360-Grad-Blick: So sieht der Vitara innen aus

Äußerlich ist der aktuelle Vitara bis auf die LED-Scheinwerfer unverändert. Und auch innen ist alles beim Alten geblieben. Die Basis enthält unter anderem schon Klimaautomatik, Tempomat oder Verkehrszeichenerkennung. Beim Club kommen noch beispielsweise Rückfahrkamera, Toter-Winkel-Warner, 17-Zoll-Aluräder, Sitzheizung oder das Audio-System samt Smartphone-Anbindung und Bluetooth-Freisprecheinrichtung dazu. Comfort+ glänzt etwa mit dem elektrisch betätigten Panorama-Glasschiebedach und Keyless Start.

Die Bedienung des Vitara kann man schnell erlernen. Zum einen gibt es nicht zu viele Einstellmöglichkeiten und Funktionen, zum anderen sind die Tasten bis auf wenige Ausnahmen sinnvoll platziert und nach Funktionen gruppiert. Allerdings wirken sowohl die Verarbeitung, als auch die Bedienbarkeit etwas lieblos und können nicht vollends überzeugen. Hier bietet sich noch genügend Raum für Verbesserungen.

SUV: Gefahren und bewertet

Der ADAC hat noch viele weitere SUVs und Geländewagen unter die Lupe genommen:

Das Raumangebot vorne ist gut, hinten geht es nicht ganz so großzügig zu, für einen Mini-SUV passt das aber trotzdem. Die Beinfreiheit reicht für gut 1,85 Meter große Menschen, wenn die Vordersitze für 1,85 Meter Personengröße eingestellt sind. Und der Kofferraum? Der fasst 375 Liter. Entfernt man die Abdeckung und nutzt den Stauraum bis zum Dach hoch, erweitert sich das Volumen auf 550 Liter. Unter Ausnutzung des kompletten Raums hinter den Vordersitzen stehen bis zu 1280 Liter zur Verfügung.

Fazit

Insgesamt schneidet der Vitara im ADAC Test nur durchschnittlich ab – ein schlechtes Auto ist er aber nicht. Das Preisniveau fällt bei der getesteten Version allerdings recht selbstbewusst aus. Sie kostet inzwischen mindestens 31.600 Euro.

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Technische Daten Suzuki Vitara, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Suzuki Vitara 1.4 Boosterjet Hybrid Comfort+ ALLGRIP (ab 02/20)

Suzuki Vitara 1.5 Dualjet Hybrid Comfort AGS (ab 03/22)

Motorart

Otto (Mild-Hybrid)
Voll-Hybrid

Hubraum (Verbrennungsmotor)

1.373 ccm
1.462 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

95
85

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

129
116

Drehmoment (Systemleistung)

235 Nm
n.b.

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

5.500 U/min
6.000 U/min

Antriebsart

Allrad
Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

10,2 s
12,7 s

Höchstgeschwindigkeit

190 km/h
180 km/h

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

132 g/km
119 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

5,9 l/100 km
5,2 l/100 km

Kofferraumvolumen normal

375 l
289 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.120 l
1.046 l

Leergewicht (EU)

1.320 kg
1.320 kg

Zuladung

400 kg
380 kg

Anhängelast ungebremst

600 kg
400 kg

Anhängelast gebremst 12%

1.500 kg
1.200 kg

Garantie (Fahrzeug)

3 Jahre oder 100.000 km
3 Jahre oder 100.000 km

Länge x Breite x Höhe

4.170 mm x 1.775 mm x 1.595 mm
4.175 mm x 1.775 mm x 1.600 mm

Grundpreis

31.600 Euro
30.050 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

Suzuki Vitara 1.4 Boosterjet Hybrid Comfort+ Allgrip

Überholvorgang 60 – 100 km/h

5,4 s

Bremsweg aus 100 km/h

37,8 m

Wendekreis

11,3 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

6,4 l Super/100 km, 175 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

***

Reichweite

730 km

Innengeräusch bei 130 km/h

70,7 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1276 /494 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

375 / 755 / 1280 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

Suzuki Vitara 1.4 Boosterjet Hybrid Comfort+ ALLGRIP (ab 02/20)

Karosserie/Kofferraum

2,9

Innenraum

3,1

Komfort

3,1

Motor/Antrieb

2,3

Fahreigenschaften

3,0

Sicherheit

2,3

Umwelt/EcoTest

2,7

Gesamtnote

2,7
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

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Text: Rudolf Huber, Jochen Wieler