Test BMW 8er Coupé und Gran Coupé: Sportlicher Luxus

Frontansicht eines fahrenden BMW 8er Coupe
Flach, breit und für 2022 ein bisschen aufgefrischt: Das 8er Coupé beeindruckt© BMW

Mit der bärenstarken BMW 8er-Reihe lassen die Bayern die Muskeln spielen. Im ADAC Test: der 840d als Coupé und Gran Coupé. Außerdem: Testfahrt mit dem Topmodell M850i, Infos zum 2022er Facelift, technische Daten, Preise, Video

  • Bärenstark: 700 Nm Drehmoment im 840d, 530 oder 625 PS im M850i

  • Innovativ: Leichtbau, intelligenter Allrad, Hinterachslenkung

  • Teuer: Mindestpreis 96.900 Euro als Coupé, 93.900 Euro als Gran Coupé

Zu stolzen Preisen ab knapp unter 100.000 Euro zielt der Achter von BMW direkt auf Autos wie den Porsche Panamera, den Lexus LS 500 oder den Mercedes SL. "Das ist ein echter Traumwagen für Gentlemen-Driver", schwärmt die Marketing-Abteilung der Münchner vom Coupé. "Die 8 im Namen gibt es nur für ganz besondere Autos."

Besonders macht den 8er als Coupé und viertüriges Gran Coupé nicht nur das bei der Modellpflege Anfang 2022 leicht modifizierte Design, das den 4,84 Meter langen, 1,35 Meter flachen und stolze 1,90 Meter breiten Wagen provozierend aussehen lässt. Die Bayern wollen auch eine große Nähe zur Rennstrecke demonstrieren und brachten deshalb vom Start weg auch das M-Performance-Modell. Und für alle, die es etwas komfortabler und praktischer haben wollen, gibt es das viertürige Gran Coupé.

BMW 8er: M-Version mit 530 und 625 PS

Heck und Seitenansicht eines fahrenden BMW 8er Gran Coupe
Das 8er-Gran Coupé liegt satt auf der Straße© BMW

Der "normale" M850i kostet mindestens 129.000 Euro, fährt aber mit 530 PS und 750 Nm sowie einem Sprintwert von 3,7 Sekunden tatsächlich in der Porsche-Liga. Nur beim Spitzentempo kann er nicht mithalten, weil BMW bei 250 km/h Schluss macht. Doch hier springt das 625 PS starke M8 Competition Coupé in die Bresche: Es braucht nur 3,2 Sekunden auf 100 Sachen und erreicht dank des optionalen "M Driver‘s Package" eine Spitze von 305 km/h. In diesem Fall muss der Eigner aber zum Basispreis von knackigen 170.700 Euro nochmal 2450 Euro drauflegen – eintägiges Rennstreckentraining bei der BMW Driving Experience inklusive.

Der 8er ist für ein Auto seines Formats überraschend handlich und agil, hat also in der M-Version durchaus das Zeug zum Rennwagen. Seine knapp fünf Meter und seine beinahe zwei Tonnen kaschieren die Bayern mit dem M-Motor ausgesprochen wirkungsvoll – selbst wenn sie dafür einen hohen Aufwand treiben: Ein Allradantrieb, der wann immer möglich der Hinterachse den Vorzug gibt, ein elektronisch geregeltes Sperrdifferenzial im Heck, die Allradlenkung und eine sehr präzise, sehr direkte Fahrzeugführung.

Im Test: Der BMW 840d mit 700 Nm Drehmoment

Typisch Coupé: Lange Schnauze, kurzes Heck© BMW

Zum ADAC Test trat der 840d noch mit einem Diesel an, der aus drei Litern Hubraum 235 kW/320 PS entwickelt. Im Zuge der Hybridisierungs-Maßnahmen der Münchner kommen die Aggregate mittlerweile auf 250 kW/340 PS. Auch mit diesem Triebwerk unter der Haube ist man alles andere als untermotorisiert. Der Fahrer ist immer wieder überrascht, wie der angenehm knurrige, durchzugsstarke Sechszylinder-Diesel mit der schon legendären ZF-Achtgangautomatik schon im unteren Drehzahlbereich einen mächtiger Drehmomentberg auftürmt, um die Fuhre gen Horizont zu katapultieren.

Zwischen etwa 1300 und 3600 Umdrehungen lagen schon beim getesteten Modell über 600 Newtonmeter an. Beim überarbeiteten Aggregat liegt das Drehmoment-Maximum zwischen 1750 und 2250 Umdrehungen bei 700 Nm. Und damit hat das getestete Gran Coupé auch tatsächlich kaum Mühe, die zwei Tonnen schwere Fuhre zu beschleunigen.

Die Fahrleistungsmessungen im ADAC Autotest bestätigen die Kraft des Verbrenners mit Mild-Hybrid-System. Der simulierte Überholvorgang von 60 auf 100 km/h ist in 2,8 Sekunden erledigt, von 80 auf 120 km/h geht es in 3,4 Sekunden. Das rund 100 Kilo leichtere Coupé mit 20 PS weniger braucht hier eine Zehntelsekunden länger. Auch beim Anfahrverhalten – gemessen von 15 bis 30 km/h – schneiden beide 840d-Versionen mit etwas über einer Sekunde sehr gut ab.

Die Allradlenkung ist gewöhnungsbedürftig, aber das Auto lenkt in enge Kurven außergewöhnlich spontan und präzise ein und scheint im Verlauf der Kurve wie Klebstoff auf der Straße zu haften. Verantwortlich dafür sind der tiefe Fahrzeugschwerpunkt, eine harmonische Achslastverteilung, Leichtbau mit Aluminium, Magnesium und CFK an der richtigen Stelle sowie eine aerodynamisch optimierte, nahezu auftriebsfreie Karosserie, erklärt BMW.

Sehr niedrige Schadstoffwerte im Test

Frontansicht eines fahrenden BMW 8er Gran Coupe
Nur Rennstrecke? Relaxtes Cruisen geht auch gut...© BMW

Wer die volle Kraft spontan und unverzögert genießen möchte, wählt am Drive-Mode-Schalter die Einstellung "Sport". Überhaupt ist die Spreizung des Leistungstemperaments beim 8er BMW ausgesprochen gut gelungen: Die Abstufungen zu den Einstellungen "Comfort" und "EcoPro" sind deutlich spürbar – und machen in dieser Ausgestaltung absolut Sinn. Gemächliches Cruisen in "EcoPro" hilft enorm, den Tankfüllstand möglichst lange zu erhalten.

Denn ein Kostverächter ist der Motor nicht: Ein Durchschnittsverbrauch von 7,1 Liter Diesel auf 100 Kilometer im ADAC Ecotest beim Coupé und von 6,7 Litern beim Gran Coupé ist absolut gesehen ein recht hoher Wert. Bezieht man Gewicht und die mögliche Fahrdynamik mit ein, fällt das Urteil allerdings milder aus.

Der drei Liter große Turbodiesel fährt mit seinem modernen Abgasreinigungssystem inner- und außerorts sehr sauber. Und auch beim für die Abgasreinigung besonders anspruchsvollen Autobahnzyklus (hoher Volllastanteil) steigen die NOx-Werte nur marginal an. So erreicht beide 840d die vollen 50 Punkte im Schadstoffkapitel des Ecotest – durch den hohen Verbrauch reicht es insgesamt trotzdem nur für jeweils drei Sterne.

360-Grad-Blick: So sieht es im BMW 8er aus

Neben üppiger Leistung bietet der 8er reichlich Lack und Leder bis hin zu Glasapplikationen auf Schaltknauf, Startknopf und iDrive-Controller. Serienmäßig sind jetzt alle Modellvarianten mit einem M Sportpaket ausgestattet. Dazu kommt ein Heer von Assistenzsystemen. Ein Highlight ist das Laserlicht mit Selective Beam Funktion, das die Fahrbahn bis zu 600 Meter weit ausleuchten kann. Man sieht genau, wie um das vorausfahrende Fahrzeug herum der Lichtkegel variiert und damit das Umfeld ausgeleuchtet wird. Kommt ein Auto von vorn, schattet das Licht die Partien ab, durch die der Gegenverkehr geblendet werden könnte. Das funktioniert erstaunlich schnell und offenbar störungsfrei.

Ein weiteres tolles Gimmick ist, dass das Auto vor Kreuzungen ohne Vorfahrt, insbesondere vor Stopp-Schildern, warnt, die man aus Unachtsamkeit überfahren könnte. Gestützt von Kamerabildern und Navigationsdaten macht das Auto den Fahrer mit dem entsprechenden Verkehrszeichen im Head-up-Display und zusätzlich mit einem akustischen Signal aufmerksam.

BMW 8er Coupé: Die Rückbank ist eine Zumutung

Ein bisschen irritierend wirkt die Vielzahl der Knöpfe am Armaturenbrett, zumal BMW der erste Hersteller war, der den Knöpfen mit dem iDrive-Controller den Krieg angesagt hatte. Und der Sinn einer Gestensteuerung ist und bleibt fraglich, solange die nicht immer zuverlässig reagiert.

Natürlich hat das 8er Coupé auch weniger gute Seiten: Die Rückbank ist eine Zumutung, weil der Zustieg nur Gummimenschen gelingt, die Knie nur bei Kleinkindern hinter die Vordersitze passen und der Kopf schnell am Dachhimmel schleift. Beim Gran Coupé mit seinen zwei zusätzlichen Türen geht es etwas weniger eng zu. Knapp 1,85 Meter große Personen gehen mit dem Dachhimmel auf Tuchfühlung. Die üppige Beinfreiheit würde für knapp 2,20 Meter große Menschen ausreichen, wenn die Vordersitze für 1,85 Meter-Begleiter eingestellt sind.

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Das hat uns gefallen: Hohe Verarbeitungsqualität, kräftiger und kultivierter Dieselmotor, hervorragende Automatik, geringe Schadstoffemissionen

Das hat uns nicht gefallen: Schlechte Rundumsicht, teuer in Anschaffung und Unterhalt, beim Coupé mühseliger Zustieg in den Fond

Technische Daten BMW 8er (ab 03/2022)

Technische Daten (Herstellerangaben)

BMW 840d Coupé xDrive Steptronic (03/22 - 03/24)

BMW 840d Gran Coupé M Sportpaket Pro xDrive Steptronic (03/22 - 03/24)

Motorart

Diesel (Mild-Hybrid)
Diesel (Mild-Hybrid)

Hubraum (Verbrennungsmotor)

2.993 ccm
2.993 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

250
250

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

340
340

Drehmoment (Systemleistung)

700 Nm
700 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

4.400 U/min
4.400 U/min

Antriebsart

Allrad
Allrad

Beschleunigung 0-100km/h

4,8 s
5,0 s

Höchstgeschwindigkeit

250 km/h
250 km/h

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

170 g/km
174 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

6,5 l/100 km
6,7 l/100 km

Kofferraumvolumen normal

420 l
440 l

Leergewicht (EU)

1.990 kg
2.070 kg

Zuladung

420 kg
530 kg

Garantie (Fahrzeug)

Keine
Keine

Länge x Breite x Höhe

4.851 mm x 1.902 mm x 1.346 mm
5.082 mm x 1.932 mm x 1.407 mm

Grundpreis

112.200 Euro
111.900 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

BMW 840d Coupé M Sportpaket xDrive Steptronic*

BMW 840d Gran Coupé M Sportpaket xDrive Steptronic**

Überholvorgang 60-100 km/h

2,9 s

2,8 s

Bremsweg aus 100 km/h

34,4 m

35,1 m

Wendekreis l / r

11,9 / 11,7 m

12,1 / 12,0 m

Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

7,1 l Diesel/100 km, 225 g CO₂/km (well-to-wheel)

6,7 l Diesel/100 km, 207 g CO₂/km (well-to-wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

***

***

Reichweite

930 km

985 km

Innengeräusch bei 130 km/h

65,3 dB(A)

65,8 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1905 / 465 kg

2000 / 600 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt

375 / 585 l

350 / 740 l

* Test von 2019; ** Test von 2021

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

BMW 840d Coupé M Sportpaket xDrive Steptronic

BMW 840d Gran Coupé M Sportpaket xDrive Steptronic

Karosserie/Kofferraum

2,8

2,9

Innenraum

2,7

2,1

Komfort

2,0

1,7

Motor/Antrieb

1,2

1,1

Fahreigenschaften

1,8

1,9

Sicherheit

1,8

1,5

Umwelt/Ecotest

3,1

2,8

Gesamtnote

2,3

2,0

Die Kapitel Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

Den 8er gibt es auch offen als BMW 8er Cabriolet. Innenausstattung, Motoren und Technik gleichen dem Coupé. Das Stoffverdeck öffnet und schließt sich bis Tempo 50.

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