BMW 7er im Test: Geht Luxus auch effizient?

Frontansicht eines fahrenden BMW i7
Am großen Kühlergrill des BMW 7er scheiden sich die Geister© BMW

Neben dem elektrischen i7 hat BMW noch den 7er mit Verbrennungsmotoren im Portfolio: Von 300 Diesel- bis 571-Performance-PS ist alles möglich. Kann so viel Luxus und Leistung auch effizient sein? ADAC Test des 740d, Infos, Daten, Bilder.

  • BMW 7er mit drei Motoren: Ein Diesel, zwei Plug-in-Hybride

  • Platz und Komfort in Hülle und Fülle

  • Innovativ: elektrische Türen, Kino-Screen im Fond

Die Autowelt im Allgemeinen und die Oberklasse im Besonderen sind im Umbruch – und die PS-Elite findet darauf ganz unterschiedliche Antworten. Während sich Newcomer wie Tesla oder Lucid wagemutig und kompromisslos in die neue Welt stürzen und Audi irgendwie noch nicht ganz von der alten Welt lassen kann, probiert es Mercedes mit einer Doppelstrategie und bedient die Verbrenner-Fraktion mit der S-Klasse, während der EQS in die Zukunft schielt. BMW macht es beim neuen 7er anders – und bietet zwei unterschiedliche Autos in einer Karosserieform an.

BMW i7 und BMW 7er sehen gleich aus

Frontansicht eines stehenden BMW i7
Erstmals hat der 7er geteilte Scheinwerfer© BMW

BMW will zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und zwingt das Flaggschiff in den Spagat: Außen wie innen nur an Details zu unterscheiden – vornehmlich an blauen Elementen für die elektrische Version – will der Luxusliner als Siebener und als i7 beide Lager bedienen. Der Antrieb mag sich unterscheiden, doch der Anspruch bleibt der gleiche: "Der Siebener soll auch künftig das dynamischste und zugleich komfortabelste Auto in seiner Klasse sein", sagt Nicolai Martin, der das Fahrerlebnis verantwortet. Dass das wirklich so ist, davon konnte sich unser Autor schon vor der Weltpremiere bei einer ersten Ausfahrt im Prototypen im Münchner Umland überzeugen. Bestätigt wurde dieser erste Eindruck beim ADAC Ausweichtest. Fazit der Ingenieure: "BMW versteht es, standesgemäßen Komfort mit beachtlicher Agilität zu verbinden."

Extrem handliche Luxus-Limousine

Ob man im BMW i7 oder im Standard-Siebener sitzt, macht tatsächlich keinen Unterschied – selbst wenn da im schlimmsten Fall mehrere 100 Kilo dazwischenliegen. Denn egal ob mit Sprit oder Strom fühlt sich der Luxusliner speziell mit Allradlenkung sehr viel handlicher, verbindlicher und engagierter an als seine Konkurrenten – und das, obwohl der 7er sogar einen längeren Radstand hat als die bisherige Langversion und sich nun auf 5,39 Meter streckt. Das sind 13 Zentimeter mehr als bisher. Die Breite legt um 4,8 Zentimeter auf 1,95 Meter zu (ohne Spiegel) und die Höhe um fünf Zentimeter auf 1,54 Meter.

Wo man sich in EQS und selbst in der S-Klasse ein wenig über den Dingen wähnt und buchstäblich abgehoben ist, bleibt der Fahrer im Siebener immer im Zentrum des Geschehens und freut sich daran, dass vor ihm so ein griffiges Lenkrad prangt. Wer aber mal in die zweite Reihe wechselt, der fühlt sich plötzlich in einem ganz neuen Auto, liegt butterweich auf seinem Ledersofa und bekommt von der Welt da draußen kaum etwas mit.

Haben die Zweikammer-Luftfederung, die Hinterachsenlenkung und die aktive Wanksteuerung in Reihe eins noch die Nerven gekitzelt und den Blutdruck in die Höhe getrieben, wirkt der Luxusliner vom Fond aus wie eine feste Burg, die sowohl im Tiefflug auf der Autobahn als auch bei der flotten Landpartie in kurvigem Geläuf jeder Anstrengung trotzt. Zum Spielen haben auch die Fondinsassen etwas bekommen: In den Türen befinden sich kleine Displays unter anderem zur Steuerung von Entertainment, Klimaanlage und Sonnenrollos.

740d: Nur 6,0 Liter Verbrauch im Test

Für den 7er haben die Bayern sogar noch einmal neue Verbrenner entwickelt. Der V12 ist allerdings Geschichte – sowie zumindest in Europa auch die Achtzylinder. Ohnehin werden nicht alle Motoren in Europa angeboten, der Schwerpunkt liegt auf "Sparmotoren".

So gibt es den 7er als Diesel 740d xDrive mit Reihensechszylinder, 48-Volt-Mildhybridtechnik und einer Systemleistung von 300 PS. Der liefert trotz des stattlichen Fahrzeuggewichts von 2,2 Tonnen sehr gute Fahrleistungen ab. Mit 250 km/h Spitze und einer Beschleunigung von 5,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und sehr knackigen Zwischenspurts sollte das "Basismodell" mit seiner beachtlich guten Laufkultur auch Anspruchsvollen genügen.

Verbrauch: 5,9 bis 6,9 Liter Diesel nach WLTP. Im realitätsnahen ADAC Ecotest blieb der 7er mit 6,0 Liter pro 100 Kilometer absolut im Rahmen der Norm-Vorgaben. Für so ein Dickschiff mit dieser Leistung ist das ein bemerkenswert niedriger Wert!

Das ist weniger als beim Vorgänger, gleichzeitig wurde die Abgasreinigung weiter verbessert. Der technische Fortschritt ist beachtlich, denn trotz über 200 Kilo mehr Gewicht konnte der Verbrauch gesenkt werden. Die Partikelemissionen liegen etwa bei einem Hundertstel vom Vorgänger und damit erheblich unter dem Grenzwert. Die NOx-Emissionen sind ebenso sehr niedrig.

ADAC Autotest: Das steckt hinter den Ergebnissen

Die ADAC Autotest-Ergebnisse beruhen auf akribischen Messungen: Mehr als 300 Prüfpunkte untersuchen die Testingenieure des ADAC Technikzentrums in Landsberg am Lech. Vom Platzangebot über die Sicherheit bis hin zum Schadstoff- und CO₂-Ausstoß reicht die Bandbreite.

Die geringen Emissionswerte konnten in den Straßenmessungen bestätigt werden. Deshalb gibt es vier von fünf Sterne im ADAC Ecotest. Der 740d ist als sauberer und sparsamer Diesel empfehlenswert.

Als Alternative bietet BMW die zwei Plug-in-Hybride 750e und M760e mit 3,0-Liter-Reihensechszylindern und Elektromotor an. Beim 750er liefert der Benziner 310 PS zu, der E-Motor 200, so dass der 7er auch im Elektromodus nicht untermotorisiert ist. Systemleistung: 489 PS, 0-100 km/h in 4,8 Sekunden. Der M760e kommt gar auf bis zu 571 PS Systemleistung, aufgeteilt auf den 380-PS-Benziner und den 200 PS starken E-Motor. Der 760er sprintet in 4,3 Sekunden auf Tempo 100. Rund 80 Kilometer elektrische Reichweite soll bei beiden Antrieben möglich sein.

360-Grad-Blick in den Innenraum

Elektrische Türen öffnen per Knopfdruck

Innen erinnert der aktuelle 7er ein wenig an den BMW iX mit seinem großen, schlanken und leicht gebogenen Display hinter dem Lenkrad, dem leicht verspielten (und nicht mehr so intuitiv und sicher bedienbaren) iDrive-Controller auf dem hohen Mitteltunnel und als neues Gimmick erstmals elektrische Türen, die von außen automatisch aufschwingen und von innen mit Knopf statt Griff geöffnet werden.

Der Innenraum ist nobel ausstaffiert, er liegt definitiv auf einem Level mit der S-Klasse von Mercedes und dem A8 von Audi. Und das alles in der "Basisausstattung" des 7er. Der Aufbau des Bedien-Menüs orientiert sich nun mehr am App-Sammelsurium aktueller Smartphones als an bisher bewährten BMW-Strukturen.

Man kann nun beispielsweise die Navigationskarte als Hintergrund nutzen und darüber verschiedene Fenster anzeigen. Am auffälligsten und in der Praxis weniger sinnvoll ist wahrscheinlich, dass die Tasten für die Klimaautomatik weitgehend verschwunden sind. Die Steuerung erfolgt nun über das große Touchdisplay. Die Bedienung der Klimatisierung wird damit deutlich umständlicher und komplizierter.

Auch die äußerst praktischen, weil frei belegbaren Favoritentasten sind passé, jetzt stehen programmierbare Shortcuts über einen Wisch vom oberen Displayrand nach unten zur Verfügung. Das wirkt wie aus der Not heraus geboren und kann dem bisherigen Konzept nicht das Wasser reichen.

Optionale Kristallglas-Applikationen und eine "Glitzerleiste" in der Mitte des Armaturenbretts – BMW nennt sie "Interaction Bar" – dürften wohl eher dem asiatischen Geschmack geschuldet sein. Doch außer interessant aussehen kann sie auch etwas: Etwa den Fahrer willkommen heißen mit Lichtanimationen, bei Anrufen leuchten oder den Insassen anzeigen, wenn sie sicher aussteigen können ohne einen Radler mit der Tür zu erwischen.

Autonom Fahren – mit dem Kino auf Rädern

Rückbank mit Entertainment Center im BMW i7
Mit einem riesigen Bildschirm im Fond wird der 7er zum Kino© BMW

Der eigentliche Hingucker prangt aber, natürlich gegen Aufpreis, über den Passagieren im Fond. Denn dort steckt das neue Rear-Seat-Infotainment, das BMW bereits im Januar 2022 auf der CES in Las Vegas enthüllt hat: Ein riesiger Bildschirm, der sich auf Kommando nach unten faltet und den Siebener zum Kino auf Rädern macht, für Filme im Format 16:9 bis hin zu 32:9. Und damit man auch für die längste Fahrt gewappnet ist, gibt’s dazu auch noch die erste automobile Anwendung für den Amazon-Firestick, der über das eingebaute LTE-Model Zugang zu einer langen Liste von Streaming-Anbietern eröffnet.

Nicht gleich zum Start, aber zumindest im Lauf des Modellzyklus soll der Siebener mit Mercedes EQS und S-Klasse gleichziehen und autonomes Fahren nach Level 3 bieten, so dass man auch hinter dem Lenkrad in bestimmten Fahrsituationen (Stau auf der Autobahn) die Hände in den Schoß legen kann. Und wer so lange nicht warten will mit der Autonomie, der kann den Luxusliner zumindest auf dem Parkplatz auch von außen in die Lücke zwingen.

Der 7er mit kurzem Radstand wurde gestrichen

Wer den ganzen digitalen Zauber nicht braucht, der kann sich auch einfach tief in seinen weichen Sessel sinken lassen, elektrisch die Beinauflage ausfahren, die Augen schließen und das Kino im Kopf genießen – nicht umsonst bettet der Siebener die Hinterbänkler wie auf Wolken und packt sie in Watte, was nicht zuletzt den ausgeschäumten Reifen zu verdanken ist, die sich BMW von Rolls-Royce abgeschaut hat. Genau wie beim Antrieb steht der Siebener auch in dieser Disziplin den Spagat zwischen der alten und der neuen Welt.

Zwar ist der Job für die Entwickler damit nicht einfacher geworden, genauso wenig wie mit dem Fokus auf Asien, weil sie die Europäer schließlich nicht ganz verprellen wollen. Doch zumindest eine Entscheidung erleichtert ihnen die Arbeit ungemein: Weil schon bislang die meisten Siebener in China, Japan und den USA und dort nur in der Langversion verkauft wurden, hat BMW den kurzen Siebener ersatzlos gestrichen und den Ingenieuren so immerhin eine Variante von den Schultern genommen.

Entsprechend großzügig fällt das Platzangebot in der ersten Reihe aus. Auf dem Fahrerplatz finden bis knapp zwei Meter große Personen genügend Beinfreiheit vor, im Fond geht es nicht weniger fürstlich zu. Umklappbare Rücksitzlehnen sind für den 740d nicht erhältlich, das schränkt die Beladungsmöglichkeiten leider sehr ein. Immerhin gibt es serienmäßig eine Durchladeluke in der Lehne für lange Gegenstände wie Skier. Das Volumen im 740d liegt bei 480 Litern, was durchaus praxistauglich ist.

BMW 740d xDrive: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

BMW 740d xDrive Steptronic Sport (ab 06/23)

Motorart

Diesel (Mild-Hybrid)

Hubraum (Verbrennungsmotor)

2.993 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

220

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

300

Drehmoment (Systemleistung)

670 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

4.000 U/min

Antriebsart

Allrad

Beschleunigung 0-100km/h

5,8 s

Höchstgeschwindigkeit

250 km/h

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

160 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

6,1 l/100 km

Kofferraumvolumen normal

540 l

Leergewicht (EU)

2.255 kg

Zuladung

640 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg

Anhängelast gebremst 12%

2.100 kg

Garantie (Fahrzeug)

Keine

Länge x Breite x Höhe

5.391 mm x 1.950 mm x 1.544 mm

Grundpreis

116.000 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

BMW 740d xDrive Steptronic Sport

Überholvorgang 60 – 100 km/h

3,3 s

Bremsweg aus 100 km/h

35,3 m

Wendekreis

12,5 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

6,0 l Diesel/100 km, 185 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

****

Reichweite

1230 km

Innengeräusch bei 130 km/h

62,6 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

2200 / 695 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

480 / - / - l

ADAC Testurteil

ADAC Testergebnis

BMW 740d xDrive Steptronic Sport (ab 06/23)

Karosserie/Kofferraum

2,7

Innenraum

1,7

Komfort

1,1

Motor/Antrieb

1,1

Fahreigenschaften

2,0

Sicherheit

1,3

Umwelt/EcoTest

2,4

Gesamtnote

1,8
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

Text: Thomas Geiger, Jochen Wieler

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