Krankenrücktransport aus Nepal: ADAC holt 54-Jährige mit Lungenembolie nach Hause
Mit einer Lungenembolie lag Martina Kuss wochenlang allein in einer Klinik in Nepal. Erst mit einer ADAC Ärztin an ihrer Seite konnte die 54-Jährige nach Hause fliegen. Was sie erlebt hat, erzählt sie hier.
"Zum Ende meiner dritten Nepalreise im November 2022 merkte ich, dass es mir schlecht ging. Ich hatte eine geführte Trekking-Tour in der Everest-Region gebucht. Wir waren schon 13 Tage unterwegs und auf dem Weg zum Ausgangsort Lukla.
Ich war leicht erkältet, hatte Husten und schlecht geschlafen. Wir waren zum Glück wieder unter 4000 Metern. Aber ich machte wohl einen so schlechten Eindruck, dass der Guide mich fragte, ob ich die letzte Etappe schaffen würde.
Ich war ja erfahren. In meinem Leben war ich oft in den Bergen gewesen, sei es zum Wandern in den Alpen, auf Schweizer Gletschern, in Klettersteigen in den Dolomiten oder eben schon zweimal in Nepal in großen Höhen. Deshalb traute ich mir diese letzte Etappe noch zu.
Aber mir ging es rapide schlechter. Ich konnte kaum laufen und bekam keine Luft mehr, merkte, wie ich mich immer unkoordinierter bewegte und am Ende fast in ein schwarzes Loch fiel. Ich bin sehr dankbar, dass der Guide dann eine Entscheidung traf und mir damit das Leben rettete: nämlich den Hubschrauber zu alarmieren. Die 30 Minuten Fußweg zum Landeplatz schaffte ich gerade noch. In den inzwischen gelandeten Helikopter kam ich nur noch mit fremder Hilfe. Dann ging es in das kleine Swacon Hospital in Kathmandu.
Eine Lungenembolie drohte
Dort wurde ich erst auf die oft vorkommende Höhenkrankheit behandelt. Allerdings ging es mir weiterhin stetig schlechter. Ich brauchte immer mehr zusätzlichen Sauerstoff. Durch ein CT wurde die Diagnose Lungenembolie gestellt – die Ärzte fanden in meiner Lunge Wasser und Blut. Bei einer Embolie verklumpt das Blut und bildet Pfropfen, die, wenn sie stecken bleiben, zum Tod führen können. Dazu kam eine Lungenentzündung.
Mit dieser Diagnose verlegte mich das kleine Krankenhaus zur Weiterbehandlung in das größere Norvic Hospital in Kathmandu. Als Ursache für die Embolie fanden die Ärzte eine ungewöhnliche Virenkombination. Vor der Reise hatte ich alle für solche Touren üblichen Impfungen bekommen, gegen diese Viren gibt es aber keinen Schutz.
ADAC Ambulanz-Service wird informiert
Nach wenigen Tagen schlugen die Medikamente an, und das Fieber fiel. Essen und trinken konnte ich dennoch kaum. Die professionelle medizinische Behandlung durch die Ärzte war unglaublich und die Empathie und Fürsorge des pflegenden Personals großartig. Nahezu rund um die Uhr war eine Krankenschwester da, die mich versorgte, tröstete und in den Arm nahm. In dieser Zeit war ich oft verzweifelt, aber die große Hilfsbereitschaft und Unterstützung halfen mir, möglichst positive Gedanken im Kopf zu haben.
Die Klinik stand sofort nach meiner Einlieferung in Kontakt mit den Ärzten des ADAC Ambulanz-Service. Die Ärzte des Hospitals informierten regelmäßig die Kollegen des ADAC über den Verlauf meiner Erkrankungen bzw. Genesung. Und der ADAC informierte meine Familie über meinen Gesundheitszustand.
Nach zehn Tagen flog mein Bruder ein und blieb ein paar Tage, das tat mir sehr gut. Er kümmerte sich um die erste Verlängerung des Visums und um das Gepäck, das im Hotel wartete. Besonders gefreut habe ich mich über ein paar Geschenke, die er mir mitbrachte. Um die zweite Verlängerung des Visums kümmerte sich die Deutsche Botschaft.
Die ADAC Ärzte versicherten uns nach Gesprächen mit den nepalesischen Kollegen, dass ich im Norvic Hospital gut versorgt, aber nicht transportfähig sei. Ich musste erst mal in Kathmandu bleiben. Nach 45 Tagen im Krankenhaus durfte ich dann nach Hause fliegen. Der Rückflug in einer Linienmaschine nach Frankfurt unter Begleitung einer Ärztin aus Deutschland wurde sehr schnell durch den ADAC organisiert. Die Ärztin hatte Sauerstoff für mich dabei und überwachte auf dem über zwölf Stunden dauernden Flug meine Vitalwerte, bis wir schließlich gut landeten.
Atemtraining und Spaziergänge
Nach meiner Ankunft in Deutschland durfte ich direkt nach Hause, da keine medizinische Indikation für eine Einweisung in eine Klinik bestand. Jetzt erhole ich mich mit allen möglichen ambulanten Therapien, mache Atemtraining und viele Spaziergänge.
An Nepal und die Reise habe ich positive Erinnerungen. Ich fahre bestimmt noch ein viertes Mal hin. Ich muss ja nicht die höchsten Berge besteigen. Es gibt in Nepal auch eindrucksvolle Regionen für leichte Wanderungen, kulturelle Erlebnisse oder Entspannung – inmitten des Himalaya.