Die in den vorhergehenden Artikel beschriebenen Beispiele einer eingeführten City-Maut führen in den jeweiligen Städten zu sehr positiven Effekten. Die Begleitumstände zeigen aber auch auf, dass eine analoge Übertragung des Systems und dessen Erfolge auf andere Städte nicht ohne weiteres möglich ist. Jede Stadt, jede Region ist historisch gewachsen und weist damit spezielle Eigenheiten auf. Woher kommt der Verkehr, gibt es Alternativen und was soll überhaupt erreicht werden?
Die Einführung einer City-Maut ist hochkomplex, sowohl im technischen System an sich, als auch in der Gebietsfindung und in der der Gebietsabgrenzung. Für das Einrichten einer Mautzone gilt es vor allem die nötigen Rahmenbedingungen herzustellen.
Sowohl Stockholm, als auch London haben extrem überlastete Stadtkerne, während sich die Verkehrsprobleme rund herum in Grenzen halten. Die Verkehrsmanagementoptionen erschienen ausgeschöpft und eine Besserung der Verkehrssituation war nicht in Sicht. Als letzten Schritt wurden also die Rahmenbedingungen für eine effektive City-Maut geschaffen und das System eingeführt.
Das öffentliche Personennahverkehrssystem stellt dabei einen sehr wichtigen Grundbestandteil einer effizienten und funktionierenden City-Maut dar. Wird eine City-Maut mit dem Ziel der Verringerung des Verkehrsaufkommens eingerichtet, so muss ein funktionierendes und leistungsfähiges Nahverkehrsnetz vorhanden sein oder dementsprechend aufgebaut werden. Das preisgünstige und leistungsfähige Nahverkehrssystem stellt oftmals die einzige Möglichkeit für wechselwillige Autofahrer dar und stellt als preisgünstige Alternative die soziale Gerechtigkeit einer City-Maut wieder her.
Die Stadt Stuttgart, als auch die ganze Region leidet an einer extremen Überlastung der Straßen, vor allem in der Hauptverkehrszeit. Der Begriff der City-Maut ist in der Landeshauptstadt daher nicht unbekannt und vielmals diskutiert. Immer wieder stoßen Politiker mit der Forderung nach städtischen Straßenbenutzungsgebühren vor. Ihr Ziel liegt in der Minderung des Verkehrsaufkommens in der Stadt und einer Minderung der vorhandenen Luftschadstoffprobleme. Doch immer wieder scheitern sie mit dieser Forderung. Doch wieso ist das so?
Die Stadt liegt mit ihrer Kessellage inmitten der Metropol- und Industrieregion Stuttgart. Fast nirgendwo in Deutschland ist die Wirtschaftskraft höher. Der Straßenbau konnte nicht mit der Industrieentwicklung mithalten, so dass es in der Stadt, wie auch in der gesamten Region, vor allem in den Stoßzeiten zu extremen Verkehrsüberlastungen kommt.
Die Frage nach der Gebietsabgrenzung fällt bei diesen Voraussetzungen extrem schwer. Sollte es doch gelingen ein zu bemautendes Gebiet festzulegen, müssen die nicht mehr in das Mautgebiet einfahrenden Nutzer abgefangen werden. Einerseits werden die Nutzer versuchen auf das umliegende Gebiet auszuweichen, andererseits wird auf die öffentlichen Verkehrsmittel umgestiegen.
Das Umfahren der Mautzonen führt zu einem nicht mehr beherrschbaren Verkehrschaos rund um die Stadt, da die Verkehrsinfrastruktur bereits heute maßlos überlastet ist. Das Umsteigen auf die öffentlichen Verkehrsmittel stellt zum jetzigen Zeitpunkt kaum eine Option dar. Bereits jetzt sind die Busse und Bahnen an ihren Kapazitätsgrenzen angelangt. Auf Grund der Schieneninfrastruktur bei den Straßen- und S-Bahnen erscheint eine Taktverdichtung nicht mehr möglich und erfordert massive Ausbaumaßnahmen in diesem Bereich.
Es gibt also noch etliche Maßnahmen, die zu einer Entspannung der Verkehrsprobleme führen können. Dazu gehört der weitere Ausbau der Schieneninfrastruktur, der weitere Ausbau der Straßeninfrastruktur, insbesondere im Straßennetz außerhalb der Stadt, ein Ausbau der Verknüpfungspunkte zwischen Bahn und Auto, die Ausnutzung aller verkehrssteuernder Maßnahmen, ein optimiertes Parkraummanagement und ein gutes Parkleitsystem.
Erst bei Ausnutzung all der genannten Maßnahmen kann eine City-Maut ihre Wirkung entfalten. So lange diese Rahmenbedingungen für eine effektive Steuerung des Verkehrs durch eine City-Maut nicht gegeben sind, so lange wird die Einführung einzig und allein zur Füllung der leeren Haushaltskassen der beim Land und bei den Kommunen dienen und keine Akzeptanz in der Bevölkerung finden.