ADAC Kindersitztest 2023: Welche Modelle sind die sichersten?

Im Video: ADAC Experte Andreas Ratzek über die Ergebnisse des ADAC Kindersitztests ∙ Bild: © ADAC/Ralph Wagner, Video: © ADAC e.V.

Dieses Mal hat der ADAC in seinem Kindersitztest 29 Sitze auf Sicherheit, Bedienung, Ergonomie und Schadstoffgehalt kritisch geprüft. Gute Modelle gibt es in allen Größen, zwei Modelle sind allerdings "mangelhaft". Alle Ergebnisse auf einen Blick.

  • Herbst 2023 im Test: 29 Kindersitze in allen Größen

  • Zwei schadstoffbelastete Sitze sind "mangelhaft"

  • Plus: Alle Ergebnisse früherer Tests

Die Wahl des richtigen Kindersitzes fällt vielen Eltern schwer: Welche Modelle sind sicher, passen zum eigenen Auto, haben das beste Preis-Leistungs-Verhältnis? Der ADAC hat aktuell wieder 29 Kindersitze in allen Größen geprüft und bewertet. Zwei Modelle fallen im aktuellen Kindersitztest wegen zu hoher Schadstoffbelastung durch, 21 Sitze bekamen hingegen das ADAC Urteil "gut", sechs erhielten ein "befriedigend".

Die Testergebnisse

Vom Kauf der "mangelhaft" getesteten Kindersitze Maxi-Cosi Pebble 360 Pro und Maxi-Cosi Pebble 360 Pro + FamilyFix 360 Pro für Kinder bis 18 Monaten rät der ADAC ab. Diese Modelle sind zwar sicher, doch die Bezugsstoffe sind mit dem Schadstoff Naphthalin belastet – und der steht in Verdacht, krebserregend zu sein. Die zwei Modelle sind deshalb nicht zu empfehlen.

Zu empfehlen sind dagegen die "guten" und "befriedigenden" Modelle des Kindersitztests. Diese 27 Kindersitze übertreffen die gesetzlichen Vorschriften zum Teil deutlich. Ein Erfolg für den ADAC Verbraucherschutztest: Die Anforderungen wurden bei der Produktentwicklung berücksichtigt, was die Qualität der Kindersitze noch einmal erhöht hat.

In den drei Baugruppen Babyschalen, Sitze für Kleinkinder und Sitzerhöhungen für größere Kinder gibt es auch dieses Mal wieder Modelle, die jeweils mit besten Noten Testsieger wurden.

Babyschalen: Teuer, aber sicher

Der graue Kindersitz Besafe iZi Go Modular X2 i-Size + iZi Modular i-Size Base,
Auch der Besafe iZi Go Modular X2 i-Size überzeugte im aktuellen Test © ADAC/Ralph Wagner

Babyschalen sind praktisch: Hier kann das Baby mit integrierten Hosenträgergurten schon in der Wohnung in die Schale gelegt und dann zum Auto getragen werden. Testsieger in dieser Kategorie wurden mit jeweils der Gesamtnote 1,7 der Besafe iZi Go Modular X2 i-Size + iZi Modular i-Size Base und Cybex Cloud T + Base T. Beide Babyschalen schneiden vor allem in der Kategorie Sicherheit sehr gut ab.

Die sehr sichere Babyschale Besafe iZi Go Modular X2 i-Size ist für Kinder bis zu einem Jahr und bis zu einer Körpergröße von 75 Zentimetern geeignet. Ohne Isofix-Halterung ist die Schale schon für 219 Euro zu haben, mit Isofix-Basis (iZi Modular i-Size Base) kostet sie 400 Euro. Der Vorteil von Isofix: Der Sitzeinbau gelingt schneller, und das Risiko einer Fehlbedienung wie das Verwechseln von Becken- und Schultergurt ist ausgeschlossen. Deshalb auch die etwas bessere Bewertung dieses Modells mit Basis.

Die ebenfalls sehr sichere Babyschale Cybex Cloud T + Base T mit der gleich guten Bewertung ist für Kinder bis zu 18 Monaten und 87 Zentimetern verwendbar. Sie kostet bereits 500 Euro.

Bei bestimmten Modellen der Babyschale BABY-SAFE 5Z2 von Römer gab es aktuell – wie bereits bei der Babyschale BABY-SAFE 5Z – einen freiwilligen Produktrückruf. Hier kann ein mögliches Sicherheitsproblem auftreten, da sich zwischen dem Griff und der Sitzschale ein Spalt bilden und sich in seltenen Fällen der Tragegriff von der Sitzschale lösen kann. Der Hersteller versichert, dass das aber keinen Einfluss auf die Sicherheit der Babyschale im Fahrzeug oder im Falle eines Unfalls hat. Tipp: Eltern, die die Babyschale BABY-SAFE 5Z2 gekauft haben, sollten sich direkt beim Hersteller Römer* erkundigen, ob ihr Produkt überhaupt betroffen ist.

Sitze für Kleinkinder: Große Auswahl

Der hellblaue Kindersitz Joie i-Spin 360 E
Im Joie i-Spin 360 E können Kinder bis zu vier Jahren auch entgegen der Fahrtrichtung gesichert werden © ADAC/Ralph Wagner

Die beste Note der Kindersitze für Kleinkinder erreichte der Joie i-Spin 360 E mit der Gesamtnote 2,0, in der Kategorie Sicherheit schneidet er sogar mit "sehr gut" ab. In dem recht schweren Modell können Kinder bis etwa vier Jahre mit einer Körpergröße von 61 bis zu 105 Zentimetern entgegen der Fahrtrichtung gesichert werden, sodass es einen sehr guten Schutz im Fall eines Frontalaufpralls bietet. Um den Einstieg zu erleichtern, kann der Sitz zur Seite gedreht werden. Der Einbau des Kindersitzes in Fahrtrichtung ist frühestens mit 15 Monaten zulässig.

Den Kindersitz Joie i-Spin 360 E gibt es ausschließlich mit Isofix. Mit 270 Euro ist er zudem recht günstig. Eine Montage mit dem Fahrzeuggurt ist nicht möglich. Das Modell kann auf Sitzplätzen mit "i-Size"-Kennzeichnung und in Fahrzeugen, die in der Typliste des Kindersitzherstellers freigegeben sind, verwendet werden.

Sitzerhöhungen für größere Kinder

Der dunkelgrauer Kindersitz Cybex Solution T i-Fix.
Beste Bewertung bei den Sitzerhöhungen: der Cybex Solution T i-Fix © ADAC/Ralph Wagner

Testsieger bei den Sitzerhöhungen mit Rückenlehne für größere Kinder ab etwa vier Jahren und einer Körpergröße von rund 100 bis 150 Zentimetern wurde der Cybex Solution T i-Fix. Dieser Kindersitz für 220 Euro erhielt die Gesamtnote 2,0 und verfügt über eine Befestigungsmöglichkeit an der Isofix-Halterung. Die Verankerung an Isofix erhöht die Seitenstabilität und verhindert das Kippen des Sitzes bei Kurvenfahrten. In einigen Auto-Modellen steht der Sitz stabiler, wenn die Kopfstütze entfernt oder nach hinten gerichtet wieder eingesetzt wird.

Der Cybex Solution T i-Fix ist sehr leicht zu bedienen, der Auto-Gurt verläuft optimal, die Polsterung ist bequem und das Verletzungsrisiko beim Front- und Seitencrash gering bis sehr gering. Ein kleiner Nachteil ist nur der erhöhte Platzbedarf, denn biegsame Schulterstützen engen den Platz für einen Nachbarsitz ein.

Verkaufsverbot älterer Kindersitze?

Kindersitze mit einer Isofix-Befestigung bieten in der Regel die beste Sicherheit und sind leicht zu handhaben. Deshalb sind fast alle neuen Kindersitzmodelle, die nach der neuen Norm UN ECE Reg. 129 zugelassen sind, damit ausgestattet. Diese neue i-Size Zulassungs-Norm orientiert sich an der Größe des Kindes.

Gut zu wissen: Die alte Norm UN Reg. 44 teilt Kindersitze noch in fest definierte Gewichtsklassen ein. Sitze mit dieser Zulassungs-Norm dürfen aber bereits ab Mitte nächsten Jahres (August 2024) nicht mehr neu verkauft werden.

Schon im September 2023 trat in der EU schrittweise ein Verkaufsverbot für Kindersitze mit der älteren UN Reg. 44 Zulassung in Kraft. Deshalb dürfen jetzt entsprechende Produkte nicht mehr hergestellt oder importiert werden, ein Abverkauf von Lagerware ist jedoch noch bis einschließlich August 2024 möglich. Ein Verwendungsverbot von Kindersitzen mit UN Reg. 44 Zulassung ist allerdings nicht geplant, bereits vorhandene Sitze dürfen also weiterhin ohne Einschränkung genutzt werden.

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Wenige Sitze zur Gurtbefestigung

Alle 12 getesteten Kindersitze zusammen auf einem Bild
Die meisten Kindersitze haben mittlerweile eine Isofix-Halterung zur Kindersicherung im Auto© OEMTAC/Studio Hunger

Besonders betroffen vom zukünftigen Verkaufsverbot ist ein Großteil der derzeit erhältlichen integralen Sitze zur Gurtbefestigung (für Kleinkinder von ein bis vier Jahre). Das Problem: Die Kindersitzhersteller konzentrieren sich bei den neuen Sitzmodellen und dem aufwendigeren Zulassungsverfahren überwiegend auf das obere Preissegment. Und weil die Nachfrage nach Isofix-Befestigungen besonders groß ist, werden hauptsächlich Isofix-Modelle zur Zulassung gebracht.

Zwar sind inzwischen die meisten Fahrzeuge auf der Rückbank auf zwei Sitzplätzen mit Isofix-Verankerungen ausgestattet, aber auf dem Beifahrersitz, der dritten Sitzreihe von Vans, in Wohnmobilen oder in Oldtimern können Kindersitze meist nur mit Fahrzeuggurt befestigt werden.

Eine Alternative zu Isofix sind im aktuellen Test diese zwei Kindersitze mit Gurtbefestigung: Graco Slimfit R129 und Joie Every Stage R129 – beide sind zum Preis von 240 Euro erhältlich und jeweils mit der Gesamtnote 3,1 bewertet. Zugelassen sind diese Modelle für Kinder bis zu zehn Jahren und mit einer Körpergröße von 40 bis 145 Zentimetern. Auch Neugeborene können damit in diesen Sitzen gesichert werden, das Baby kann jedoch nicht wie in einer Babyschale zum Fahrzeug getragen werden.

Die Idee, einen großen Altersbereich mit einem einzigen Sitz abzudecken, ist zwar gut, die Umsetzung erfordert jedoch Kompromisse. Kinder unter einer Körpergröße von 100 Zentimetern müssen bei diesen Sitzen ausschließlich rückwärtsgerichtet gesichert werden. So montiert liegt beim Hineinheben und Anschnallen des Kindes allerdings der Fahrzeuggurt im Weg.

Tipps zum Kauf und Einbau

  • Für einen Praxis-Check vor dem Kauf sollten Eltern sowohl Kind als auch Auto mit zum Fachhändler nehmen.

  • Kindersitz muss sich möglichst stramm und standsicher im Fahrzeug einbauen lassen.

  • Nicht jede Isofix-Basis passt automatisch zum Kindersitz des gleichen Herstellers. Wer sich für ein Sitzmodell entscheidet, sollte darauf achten, dass der Sitz kompatibel und Teil eines Modulsystems ist.

  • Gewicht des Kindersitzes nicht unterschätzen – besonders bei häufigen Autowechseln und Umbau der Kindersitze.

  • Zweigeteilte Kindersitze (Sitzschale plus Isofix-Station) sind aufgrund des geringeren Gewichts und der kleineren Abmessungen oft etwas leichter einzubauen als einteilige Modelle.

  • Praktisch zum leichteren Anschnallen des Kindes sind drehbare Modelle.

  • Immer mehr Funktionen und hilfreiche Einstellmöglichkeiten können aber auch das Risiko von Fehlbedienungen erhöhen.

  • Gurte und Rückenlehne regelmäßig entsprechend des Wachstums nachjustieren, nicht zu früh auf nächstgrößeren Sitz wechseln.

  • Beim Anschnallen Hosenträger- und Fahrzeuggurte straff anziehen, dicke Jacken unter dem Beckengurt hervorziehen und Reißverschluss öffnen. Im Idealfall gilt aber: besser ganz ausziehen während der Autofahrt.

  • Bei Sitzerhöhungen mit Rückenlehne darauf achten, dass sich der Gurt selbstständig aufrollt, wenn sich das Kind nach vorne beugt. Wenn nicht: einen Sitz wählen, dessen Schultergurtführung besser zum Fahrzeug passt.

Alle Modelle des Kindersitztests

Vor dem Kauf eines Kindersitzes sollten sich Eltern umfassend über das Angebot informieren. Dabei helfen die Ergebnisse dieses Kindersitztests und auch die der Vorjahre. Die Ergebnisse seit 2020 sind direkt mit den aktuellen Ergebnissen vergleichbar, alle seit 2015 mit "sehr gut", "gut" und "befriedigend" bewerteten Sitze können immer noch empfohlen werden.

Zu allen 423 Kindersitz-Tests
Zu allen 423 Kindersitz-Tests

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

Weitere Infos zu Kindersitzen

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Fachliche Beratung: Andreas Ratzek, ADAC Technik Zentrum

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