Porsche Taycan (2024): Der neue Reichweitenkönig unter den E-Autos?

Zur Modellpflege des Taycan hat Porsche tief in die technische Trickkiste gegriffen. Die Veränderungen gehen weit über ein übliches Facelift hinaus. Die neue Technik, die neuen Daten, die neuen Preise.

• Drei Karosserien: Taycan, Taycan Sport Turismo, Taycan Cross Turismo

• Akku mit neuer Zellchemie, verbesserte Reichweiten

• Motorleistung: Plus 80 kW, DC-Laden mit bis zu 320 kW

Ein Stück weit wurde dem Porsche Taycan in letzter Zeit die Schau gestohlen. Man denke nur an das Tesla Model S Plaid mit über 1000 PS oder den ähnlich mit Steroiden aufgepäppelten Luxussportler namens Lucid Air aus Kalifornien. So richtig happy dürfte Kevin Giek daher zuletzt nicht gewesen sein. Doch der Baureihenleiter des Taycan nahm die Konkurrenz sportlich und tat, was man bei Porsche von ihm erwartet hat: den Taycan wieder ganz an die Spitze der Performance-Riege zu bringen. Mit einem umfangreichen Fitnessprogramm.

Akku für 680 km Reichweite

Im Fokus des Trainingsplans standen dabei Akku und Antrieb. So hat Porsche mit einer neuen Zellchemie die Energiedichte der Batterie um rund zehn Prozent erhöht. Und nicht nur das: Durch etliche weitere technische Änderungen schafft es die Einstiegsversion des Taycan nun auf eine WLTP-Reichweite von 592 Kilometer, die Performance-Plus-Version sogar auf 680 Kilometer.

Um die verbesserten Reichweiten zu erzielen, haben die Schwaben aber noch tiefer in die technische Trickkiste gegriffen: Vor allem wurde die maximale Rekuperation von 290 auf bis zu 400 kW erhöht – ein Sprung um 30 Prozent. Des Weiteren kommen ein modifizierter Pulswechselrichter mit optimierter Software, ein geändertes Thermokonzept sowie eine Wärmepumpe der nächsten Generation zum Einsatz.

Neuer Porsche Taycan in Bildern

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DC-Schnellladen mit 320 Kilowatt

All das geht einher mit einer deutlich besseren Fähigkeit zur Schnellladung, verspricht Giek. Dafür hat er die Ladeleistung der 800-Volt-Akkus von 270 auf nahezu konkurrenzlose 320 kW angehoben und die Klimatisierung der Zellen so verbessert, dass die Leistung nun länger gehalten wird. "Wir bleiben bis zu fünf Minuten über 300 kW und regeln erst jenseits von 60 Prozent Ladestand herunter", erläutert Giek und kommt so auf einen Zeitgewinn von vier Minuten.

Statt 22 geben die Schwaben nun 18 Minuten für den Hub von 10 bis 80 Prozent an – und sind dabei ausgesprochen konservativ: Bei ersten Testfahrten im Prototyp jedenfalls standen zwischenzeitlich sogar mal 325 kW am Display und die 80 Prozent waren bereits nach 16 Minuten erreicht. Klar sind das alles nur Kleinigkeiten, räumt Gieks Projektleiter Steffen Christian ein – aber zusammen ergeben sie einen großen Fortschritt, sagt der Ingenieur und nennt als Beispiel eine Fahrt von Stuttgart nach Barcelona: "Da sparen wir zwei Ladestopps und 50 Minuten."

Motorleistungen bis zu 700 kW

Aber der Taycan macht nicht nur Tempo an der Ladesäule. Wie es sich für einen Porsche gehört, legt er auch auf der linken Spur einen Zahn zu: Weil die Batterie mehr Power bietet und an der Hinterachse ein bis zu 80 kW stärkerer Motor eingebaut wird, reicht die Spanne jetzt vom Grundmodell mit mindestens 300 kW über den Taycan 4S mit 400 und über den Turbo mit 650 bis hin zum Taycan Turbo S mit nun 700 kW. Das sind satte 140 kW mehr als früher und nach alter Währung immerhin 952 PS.

Die Kombis: Sport Turismo und Cross Turismo

Als wäre das nicht schon Vielfalt genug für den Taycan, bietet Porsche darüber hinaus (wie gehabt) zwei Kombiversionen: den Sport Turismo sowie den Cross Turismo. Während der Taycan Sport Turismo die Rolle des eleganten Elektrokombi spielt, macht der Cross Turismo mit höhenverstellbarem Fahrwerk und ein paar Einfassungen aus Kunststoff auf leicht geländegängig. Und so lockt der Cross Turismo mit dem Fahrprofil "Gravel" den Porsche-Kunden gern auch mal in die Pampa. Damit und dank seines obligatorischen Allradantriebs kommt man weiter, als sich die meisten in unseren Breitengraden mit einem so teuren Gefährt je wagen wollten.

Der eigentliche Vorteil der Kombis ist freilich das größere Gepäckabteil. Denn während beim Einladen in die Limousine spätestens bei 407 Litern Schluss ist, nimmt der Sport Turismo wenigstens 446 Liter, bis unters Dach gestapelt sogar 1212 Liter auf. Beim Cross Turismo beträgt das Volumen 405 bis 1171 Liter.

"Push to Pass"-Button zum Überholen

Damit der Fahrer die zum Modelljahr 2024 verbesserte Leistung besser spüren kann, haben sich Giek & Co. von der Formel E inspirieren lassen und ein "Push to Pass"-Button ans Lenkrad heften lassen. Wer den drückt, kann für zehn Sekunden bis zu 70 kW extra freischalten und so noch leichter am Vordermann vorbeiziehen oder auf Tempo 100 beschleunigen – im besten Fall eine gute halbe Sekunde schneller als bisher in 4,8 Sekunden beim Grundmodell und 2,4 Sekunden beim Turbo S.

Sportlicher und sparsamer, schneller auf der Straße und flotter an der Ladesäule – so macht der Taycan beim Facelift in jeder Disziplin einen gewaltigen Sprung nach vorn. Doch damit wollen sich die Schwaben nicht begnügen und planen bereits mit zwei elektrischen Extremversionen. Schon bald wollen sie jenen mehr als 1000 PS starken Überflieger in Serie bringen, der gerade eine Rekordrunde auf der Nordschleife absolviert. Und wenn man dem Team um Giek glaubt, könnte es den Elektrosportler auch als Sparer geben, der bei Effizienz und Reichweite neue Maßstäbe setzt – jenseits der 800-Kilometer-Marke.

Vollgasfest war der Taycan schon immer

Eine abgesperrte Rennstrecke war schon beim bisherigen Modell vonnöten, um das Leistungspotenzial des Taycan auszuloten. Im öffentlichen Straßenverkehr ist das Ausreizen der Kraft praktisch unmöglich. Wer das Strompedal für einen Moment nur annähernd durchdrückt, spürt einen Schlag ins Kreuz, der fast wehtut. Dabei sorgt die schlaue Fahrwerksregelung dafür, dass weder die Reifen quietschen noch der Sportwagen von der Straße fliegt.

Lesen Sie die ausführlichen Ergebnisse des Taycan 4S und des Kombi Sport Turismo GTS aus dem Test-Archiv:

Porsche Taycan 2024: Daten und Preise

Nur Basisversionen. Alle Daten zum Porsche Taycan und seinen Derivaten

Text: Thomas Geiger, Wolfgang Rudschies

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